Ehrenmord: Opfer war schon lange im Visier

Rat der eigenen Schwester an die Geliebte des getöteten Wirts: „Lass dir von ihm ein Kind machen als Andenken“
von  Abendzeitung
Der Täter: Der Kosovo-Albaner Nedjat K. (34).
Der Täter: Der Kosovo-Albaner Nedjat K. (34). © bayernpress

NÜRNBERG - Rat der eigenen Schwester an die Geliebte des getöteten Wirts: „Lass dir von ihm ein Kind machen als Andenken“

Auf offener Straße erschoss Nedjat K. (34) den Gastwirt Georgius K. (36), weil er der Liebhaber seiner verheirateten Schwester Anna (36, Name geändert) war. Dass es ein Ehrenmord des Kosovo-Albaners gewesen sei, bestritt der angeklagte Kellner in bislang fünf Prozesstagen vor dem Nürnberger Schwurgericht. Er habe aus spontanem Ärger gehandelt.

Die Sache war laut Anklage von langer Hand geplant

Dabei war die Sache laut Anklage von langer Hand geplant. Ein Indiz ist ein Telefongespräch, das die Polizei nach dem Anschlag in Lauf abhörte: Da unterhielt sich Anna mit einer in der Schweiz lebenden Schwester, die sie bereits vor der Tat gewarnt hatte. Mit dem Tenor: „Unsere Brüder haben etwas vor, lass dir von deinem Liebhaber ein Kind machen, dann hast du wenigstens ein Andenken.“ Auf die Vernehmung der Schwester wurde verzichtet, dafür stellte Verteidiger Inigo Schmitt-Reinholtz gestern mehrere Anträgen, um die Gewalttätigkeit des Getöteten herauszustellen. So habe der Wirt Anna unter Drohungen zu Treffs gezwungen. Das könnten Angehörige, inzwischen im Kosovo, bezeugen. Sie sollten, so der Vorschlag, per Video-Schaltung vom Gericht angehört werden.

Anträge als Prozessverschleppungs-Taktik?

„Video-Übetragung – ein Witz“, regte sich eine Zuhörerin auf. „Hier im Schwurgerichtssaal funktioniert ja nicht mal die Lautsprecheranlage richtig.“ Auch beantragte der Verteidiger, einen Gutachter über ethnischen Besonderheiten von Kosovaren zu hören. „Diese Anträge könnten als Prozessverschleppungs-Taktik gesehen werden“, entfuhr es dem Vorsitzenden Richter Peter Wörner. Donnerstag, den 11. Dezember wird über sie entschieden. Die Zeit drängt, denn Ende des Jahres geht Wörner – der gestern 65 Jahre alt wurde – in Pension. cis

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