Ehrenmord? Döner-Mann ersticht seine Tochter
Motiv für die Bluttat an Büsra Ö. (15) waren völlig unterschiedliche Lebensauffassungen. Vater Mehmet gestand die Tat
SCHWEINFURT Sie war so lebenslustig und hatte noch so viel vor. Jetzt ist Büsra tot. Sie wurde nur 15 Jahre alt. Ein Mann hat die zierliche Gymnasiastin aus Schweinfurt in der Nacht zum Mittwoch mit mehreren Messerstichen getötet. Der Täter war kein Vergewaltiger, gegen den sie sich wehren musste, kein Einbrecher, dem sie in die Quere gekommen war und auch kein verschmähter Liebhaber. Unfassbar: Es war Mehmet Ö., der eigene Vater, der das Leben des Mädchens auslöschte. War es ein Ehrenmord, weil das hübsche Mädchen nicht nach seinen Regeln leben wollte?
Gegen 3.30 Uhr schrillte der Notruf bei der Polizei. Eine Jugendliche sei in der Wohnung eines Mehrfamilienhauses in der Innenstadt niedergestochen und dabei offenbar schwer verletzt worden. Das teilte eine Verwandte, die ebenfalls im Haus der Familie Ö. wohnt, mit. Als die Polizei wenig später am Tatort eintraf, war Büsra verblutet. Ihr Vater hatte das Mädchen in der Wohnung einer Verwandten erstochen und war danach geflüchtet. Der 45-Jährige konnte aber wenig später im Stadtgebiet festgenommen werden. Warum hat das fleißige Familienoberhaupt, das fast täglich zwölf Stunden in seiner nur zwei Kilometer entfernten Döner-Bude stand, getötet?
Gestern legte Mehmet Ö. ein Geständnis ab. „Ein mögliches Motiv könnte bisherigen Erkenntnissen zufolge in bereits längerandauernden Differenzen zwischen Opfer und Täter zu finden sein. Beide hatten völlig verschiedene Lebensauffassungen, die immer wieder zu Spannungen führten“, erklärt Kriminalhauptkommissarin Kathrin Reinhardt.
Im Olympia-Morata-Gymnasium musste Rektorin Edith Kaminski gestern früh mit einem Psychologen den ahnungslosen Mitschülerinnen der 9. Klasse die schreckliche Wahrheit beibringen. Ein für den Abend geplantes Konzert wurde abgesagt. Nächste Woche findet eine Trauerfeier statt.
Es kursiert das Gerücht, dass Büsra einen Freund hatte
Unter türkischen Jugendlichen kursierte gestern das Gerücht, dass Büsra, die wie ihre Mutter, Tante und Oma immer ein Kopftuch trug, einen Freund hatte. Musste sie sterben, weil sie verliebt war? Oder drehte der Vater durch, weil sie im Internet mit Jungs chattete?
Die Ermittlungen der Kripo laufen weiter auf Hochtouren. Die Beamten durchforsten nun das Umfeld der getöteten Schülerin. „Ich kann das gar nicht verstehen“, sagt eine fassungslose Nachbarin. „Die ganze Familie wirkte bis auf die Kopftücher eigentlich recht offen und modern.“ Andrea Uhrig
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