Durch den Wahnwitz wälzen
NÜRNBERG - Einfach umwerfend: Comedian Kurt Krömer mischte das Nürnberger Opernhaus auf.
Wie der Herr so’s G’scherr: Sein Humor trägt Hosenträger. Die haben in diesem Falle aber eher was von Bungee-Seilen. Damit schnalzt der Berliner Witz-Wüstling Kurt Krömer, der nicht nur in China auf „Kult“ hört, ohne Rücksicht auf Verluste durch den Wahnwitz. Krömer spottet – und das macht ihn zum Live-Ereignis – jeder Beschreibung. Wie seit Jahren serviert der Radikalkomiker mit Mattscheiben-Präsenz und Fernsehpreis-Ehren im vollbesetzten Nürnberger Opernhaus „Kröm de la Kröm“. So nennt der anarchische Nachteulenliebling sein Slapstück, das beispiellos kühn und konsequent die Komik ausreizt und locker das enge TV-Show-Korsett sprengt. Ein schöner Knall.
Übermut tut manchmal richtig gut: „Das ist kein Fernseher, da kannste reinkommen“, lästert der lose Mundwerker mit der Duracell-Bewegung, als er eine weitere Kandidatin für Erinnerungsfoto und Backstage-Blamage („Manchmal muss ich mir auch Arbeit mit nach Hause nehmen“) anlockt. Wahrhaft umwerfend war Alexander Bojcan alias Kurt Krömer schon vorher. Erst wälzt er sich mit Couch-Komparsin Johanna zu „Something Stupid“ als singender Robbie-Williams-Ersatz in genialer Albernheit über die Bühne, setzt dann die letzte Reihe ins „Puff“ der Proszeniumsloge (nicht ohne nachher anzumahnen: „Ich krieg von euch natürlich noch die Preisdifferenz“) und fertigt Vorlaute auf dem Balkon mit dem unkorrekten Hinweis ab: „Jetzt wissen wir, wo die Leute mit Hauptschulabschluss sitzen.“
Soviel Stand-Up – da-da legst dich nieder. Er gibt Bekleidungstipps für den Frauentorgraben, plädiert dringend für einen 3. Weltkrieg („Guido Knopp ist mit den ersten beiden schon bald durch“), belästigt am Telefon die Maritim-Rezeption und befingert beim Umsteigen von Batman-Kostüm auf Boxershorts-Entgleisung seine Speckwülste erstaunt mit „Wassn dett?“.
Die Welt ist ein Witz, und Krömer ist ihr Prophet. Outet sich als „Hetero“ (schließlich komme er aus Neukölln) und tolerant („Ist mir doch egal, ob Liebe durch den Magen geht oder den Darm“). Und hat dabei so viel Drive, dass man die Impro-Tücken und -Lücken (mit spontanen Wort-Geschichten) nach der Pause kaum merkt. Die Überrumplung greift. Man lacht sich schlapp. Andreas Radlmaier
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