Dunkles Geheimnis: Hitler in der Höhle
ENNERTSHOFEN - Es ist ein Geheimnis und Zeugnis eines Kapitels dunkelster deutscher Geschichte gleichermaßen, das der Rabenfelsen im Urdonautal im nördlichen Oberbayern seit fast 80 Jahren in sich birgt. Mehr als 50 Meter ragt das helle Juragestein wenige hundert Meter neben der Staatsstraße im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen in die Höhe. Und genau hier hat 1933 ein Anhänger Adolf Hitlers das Abbild des nationalsozialistischen Diktators in Stein gemeißelt.
Das Abbild des deutschen Diktators ist im Profil noch eindeutig zu erkennen, nicht zuletzt am markanten Scheitel und Oberlippenbart. Unter dem Relief ist der Name „Adolf Hitler“ zu lesen, die Zahl „33“ sowie die Losung „Dein Kampf, unsere Ehre“.
Einer der wenigen, die die Geschichte des Rabenfelsen kennen, ist August Färber. „Früher war das der Hitlerfelsen“, erinnert sich der 80-Jährige aus dem 300 Einwohner-Ort Hütting. Als Kinder hätten sie dort gerne geklettert. Der Bildhauer des Hitler-Reliefs stamme ebenfalls aus Hütting. Der habe damals immer Steinmetz werden wollen, habe dann allerdings Bäcker gelernt. Vor wenigen Jahren sei er im Alter von über 100 Jahren gestorben.
Warum der Mann überhaupt ein Hitler-Abbild in den Felsen geschlagen hat und warum er es so versteckt angebracht hat, kann Färber sich nicht erklären. „Wir haben niemals darüber gesprochen“, sagt er.
Nach dem Krieg geriet das schwer zugängliche Geheimnis des Rabenfelsens in Vergessenheit. „Die Geschichte ist nie ein Thema gewesen“, erinnert sich Ernst Gebert. Er ist seit 1978 parteiloser Bürgermeister von Rennertshofen. Erst vor wenigen Wochen, als ein 15-jähriger Junge nach einer Kletterpartie gerettet werden mussten, entdeckten die Helfer das Steinrelief im Felsen.
Dass sich das Abbild des Diktators zu einer Pilgerstätte für Neonazis entwickeln könnte, glaubt Gebert nicht. „Dazu ist das Relief viel zu versteckt und zu schwer zugänglich.“ Wovon sich der 61-Jährige bei einer waghalsigen Kletterpartie selbst überzeugt hat.
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