Dubiose Party-Fotos: Polizei sucht diese Frauen
Die Polizei findet auf einem Handy Fotos, die junge Leute in seltsamer Verfassung zeigen. Steckt eine Drogen-Party dahinter?
Amberg - Ein äußerst mysteriöser Fall beschäftigt Polizei und Staatsanwaltschaft in Amberg. Bei Ermittlungen stießen die Fahnder bei einem Verdächtigen auf merkwürdige Fotos. Fotos, die den Verdacht nahe legen, dass junge Frauen auf einer Party im Großraum Amberg unter Drogen gesetzt und möglicherweise sexuell missbraucht wurden.
Die Fahnder kennen bisher nur einige Teile des Puzzles. Durch Zufall war der Kripo vor einiger Zeit ein Datenträger in die Hände gefallen. Nach AZ-Informationen handelt es sich um ein Handy. Darauf sind eine Menge Bilder gespeichert. Fotos von jungen Leuten, die eine Party feiern.
Zwei dieser Fotos haben die Ermittlungsbehörden am Freitag als Ausschnitte veröffentlicht. Zu sehen sind zwei junge Frauen. Um ihre Identität zu schützen, hat man die Gesichter gepixelt. „Wir suchen sie als Zeuginnen“, sagt Polizeisprecher Michael Rebele. Weitere Details nennt der Hauptkommissar nicht.
Die Polizei weiß weder, wie die Frauen heißen, noch wo sie wohnen. Hinweise nimmt die Kripo Amberg entgegen (09621-8900). Bisher ist nicht einmal sicher, ob tatsächlich eine Straftat vorliegt. Die Zeuginnen sollen helfen, genau diese Frage zu klären. Sie könnten den Fahndern erzählen, was auf jener Party passiert ist. „Genau das wollen wir herausbekommen“, sagt Harald Riedl, Chef der Staatsanwaltschaft in Amberg.
Bisher gibt es offenbar nur einen Verdächtigen und eben jene merkwürdigen Fotos. Einige der Leute, die darauf zu sehen sind, wirken merkwürdig teilnahmslos, apathisch. Beinahe so, als bekämen sie nicht mit, was um sie herum los ist. Manche der Fotos sind auch ziemlich freizügig.
Der Verdacht liegt nahe, dass einige Personen möglicherweise unter dem Einfluss von Liquid Ecstasy standen, der berüchtigten Vergewaltigungsdroge. Die Droge versetzt die Opfer in einen Dämmerzustand. Der eigene Wille ist ausgeschaltet, man tut Dinge, die man unter normalen Umständen niemals zulassen würde.
Meist bekommen die Opfer auf Partys oder in Discos K.o.-Tropfen ins Glas gekippt. Die Frauen können sich anschließend oft an nichts erinnern, haben einen Filmriss, wenn sie wieder zu sich kommen. Ob die Kripo Amberg es mit so einem Fall zu tun hat, gilt es zu klären.
Stichwort „Liquid Ecstasy"
„Liquid Ecstasy“ sieht aus wie Wasser, ist geschmack- und geruchslos. Eine geringe Menge genügt, um aus einem Menschen quasi einen willenlosen Roboter zu machen. GHB (Gammahydroxybuttersäure) hat chemisch nichts mit der Droge Ecstasy zu tun. GHB ist ein Narkosemittel in Kliniken.
Eine ähnliche Substanz ist GBL (Gamma-Butyrolacton).
Besonders tückisch: Beide Substanzen führen nicht nur zu Erinnerungslücken und kompletten Filmrissen, sondern sind auch schwer nachweisbar. Bei geringer Dosierung wirkt der Stoff euphorisierend, bei höherer einschläfernd.
„Die Betroffenen fühlen sich wie in Watte gepackt. Ihnen ist schwindlig, manchen wird übel. Es kann zu Koma-ähnlichen Zuständen führen", erklärt Gabriele Roider, forensische Toxikologin am Rechtsmedizinischen Institut. Lebensgefährlich sind GHB und GBL in Kombination mit Alkohol. Es kann zum Atemstillstand kommen.
Anders als frühere K.o.-Tropfen ist das neue Gift nur wenige Stunden nachweisbar. Die Opfer werden als vermeintliche Koma-Säufer in Kliniken eingeliefert, weil die Substanz beim Drogenscreening nicht erfasst wird.
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