Drohne soll Krähen verjagen
Kempten - Früher übte auf der Schwaigwiese bei Kempten das bayerische Militär. Als sich die Anwohner immer heftiger über den Geschützlärm beschwerten, kaufte die Stadt 1874 das Areal, erklärte es zum Park und Ruhe war. 140Jahre lang.
Bis neue Störenfriede auftauchten: hunderte Saatkrähen, die größte Population Süddeutschlands. Auch die Rabenvögel sollen nun vertrieben werden – mit Hilfe einer Drohne, die sie mit dem Ruf ihres größten Feindes beschallt, dem Falken.
Die Hinterlassenschaften der Krähen sind unübersehbar: Wege und Bänke im Park sind mit Vogelkot gepflastert, die Oberfläche des Weihers schimmert milchig-grau. „Wir haben auf weniger als einem Hektar mehr als 350 Nester gezählt“, sagt Uwe Gail, der Leiter des städtischen Betriebshofes. „Diese geselligen Saatkrähen machen ein Mordsgeschrei und extrem viel Dreck. Dadurch fühlen sich Anwohner und Besucher gestört.“
2013 klaubten Gail und seine Mitarbeiter etliche Nester aus den Bäumen um den Bestand zu verringern. Mit mäßigem Erfolg. „Die Vögel sind schlau und haben einfach neue Nester gebaut.“ Jagen dürfen die Kemptener die geschützten Krähen nicht. Der Versuch, sie mit einem Raubvogel zu vertreiben, soll kläglich gescheitert sein, erzählt man sich im Allgäu: Nicht die Krähen-Horde suchte das Weite sondern der Bussard.
Nun soll ein Elektriker helfen, ein Tüftler, der sich selbst eine Drohne gebaut hat, mit der er normalerweise Baustellen aus der Luft fotografiert. „Wir haben uns gedacht: Wenn man da eine Kamera draufmontieren kann, dann geht das auch mit einem Mp3-Player und Lautsprechern“, sagt Uwe Gail. Der Tüftler machte es möglich.
Ab Dienstag werden die Krähen mit Falkenrufen und Sirenen gestört. Nachts sollen zudem Stroboskop-Blitze für Verwirrung sorgen. „Wir sind gespannt, was passiert“, sagt Uwe Gail, schließlich sei der Drohneneinsatz der erste seiner Art in ganz Deutschland.
Beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) hält man die Aktion allerdings für fragwürdig. „Sie führt höchstens dazu, dass sich im Stadtgebiet Splitterkolonien bilden“, sagt LBV-Expertin Brigitte Kraft. „Auf den Bestand wirkt das nicht regulierend. Im Gegenteil: Es wird mehr Brutpaare geben als vorher.“