Drogengeld gegen Sex: Stieftochter (13) über Jahre missbraucht
MÜNCHEN/DACHAU - Sicherheitsfachmann Alfons H. (41) soll über Jahre seine damals 13-jährige Stieftochter sexuell missbraucht haben. Damit sie schwieg, gab er ihr Geld für Kokain und Heroin. Seit gestern steht Alfons H. vor dem Münchner Landgericht.
Lange schwarze Haare, schmales Gesicht – angespannt mit geballten Fäusten sitzt Lisa B. (22, Name geändert) auf der Zeugenbank im Münchner Landgerichtssaal 273. Zirka fünf Meter trennen sie von ihrem Stiefvater Alfons H. (41) auf der Anklagebank. Er ist der Mann, der sie als 13-Jährige sexuell missbraucht haben soll. Damit sie es tut, soll er ihr Geld für Marihuana und Kokain gegeben haben. Bereits mit 14 Jahren war sie Drogenabhängig. Durch ein Methadonprogramm ist Lisa B., die vor Gericht unter Ausschluss der Öffentlichkeit aussagte, seit kurzem weg von den Drogen. Heute arbeitet sie als Küchenhilfe. Ihrem Freund hatte sie ihre Leidensgeschichte erzählte. Der brachte den Fall zur Anzeige.
Die Mutter war arbeitsbedingt abwesend
Seit Juni 2008 sitzt der Sicherheitsfachmann Alfons H. in Stadelheim in U-Haft. Sein Strafverteidiger Patrick Schladt sagte: „Mein Mandant wird sich weder zur Sache noch zur Person äußern.“ Fakt ist: Mitte der 90er lernte er die Mutter des Opfers kennen. 1997 bezogen sie gemeinsam eine Wohnung im Landkreis Dachau. Seine Lebensgefährtin brachte drei Kinder mit in die Beziehung. 2001 wurde eine gemeinsame Tochter geboren. Laut Anklage soll Alfons H. seine Stieftochter Lisa B. von 1998 bis Ende 2002 in zehn Fällen sexuell missbraucht haben. Die Mutter war während der Übergriffe berufsbedingt abwesend. Anfangs drohte er: „Wenn du der Mama davon erzählst, sage ich ihr, dass du rauchst.“ Durch falsche Freunde und durch die Übergriffe des Vaters griff Lisa B. zu Drogen und Alkohol, um das Martyrium zu vergessen. Zunächst konsumierte Lisa B. Marihuana. Dann stieg sie auf Heroin und Kokain um.
Angeklagten drohen bis zu 15 Jahre Haft
Anstatt zu helfen, soll der Stiefvater ihre Sucht ausgenutzt und ihr Geld für Drogen gegeben haben. Das Landgericht verhängte nach der Beweisaufnahme eine zweijährige Haftstrafe auf Bewährung. Es lägen nur drei Fälle des sexuellen Missbrauchs vor, die nach Meinung des Gerichts an "unterster Stufe" der Strafzumessung stehen würden. Außerdem saß der Angeklagte bereits neun Monate in Haft.
th
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