Drogen statt Champagner – Prozess um tödliche Feier in Lokal

Ein Abend mit verheerendem Ende: In einem Lokal befindet sich statt Champagner die Droge MDMA in einer Flasche. Ein Mann stirbt nach dem Trinken, andere kämpfen um ihr Leben.
von  dpa
Zeugin im Champagner-Prozess: Nicole Bock trank im Februar 2022 ahnungslos aus einem Champagner-Glas, in dem sich die Droge MDMA befand. Sie schwebte danach in Lebensgefahr und kämpft bis heute mit den körperlichen und psychischen Folgen.
Zeugin im Champagner-Prozess: Nicole Bock trank im Februar 2022 ahnungslos aus einem Champagner-Glas, in dem sich die Droge MDMA befand. Sie schwebte danach in Lebensgefahr und kämpft bis heute mit den körperlichen und psychischen Folgen. © Armin Weigel/dpa

Im sogenannten Champagner-Fall haben mehrere Opfer vor dem Landgericht Weiden als Zeugen ausgesagt. Sie hatten im Februar 2022 bei einer Feier in einem Lokal Champagner bestellt. Was keiner wusste: Statt Schaumwein befand sich die flüssige Droge MDMA in der Flasche. Ein Mann starb nach dem Trinken. Die anderen sieben Gäste, die tranken, wurden teils lebensgefährlich verletzt. 

Angeklagt ist ein 46 Jahre alter Niederländer. Die Staatsanwaltschaft legt ihm fahrlässige Tötung und bandenmäßigen Drogenhandel zur Last. Die Verteidiger hatten zu Prozessbeginn die Vorwürfe gegen ihren Mandanten zurückgewiesen. Der Anklage nach soll er Mitglied einer Gruppe sein, die in großen Mengen MDMA - bekannt als Wirkstoff der Droge Ecstasy - produziert haben soll, um es im In- und Ausland zu verkaufen.

Halluzinationen und Muskelkrämpfe

Als Nebenklägerin ist Nicole Bock an dem Prozess beteiligt. Als sie damals den ersten Schluck im Mund hatte, sei ihr sofort klar gewesen, dass etwas nicht stimmt. Sie berichtet von einem modrigen, sauren Geschmack. Beim Blick in das Glas sei ihr die bräunlich-lila Farbe des Getränkes aufgefallen. Sie habe Herzrasen und Muskelzittern verspürt und sei auf die Toilette gerannt, um sich zu übergeben. Sie habe viele Lichter gesehen und Stimmen gehört, sei zusammengebrochen. Erst auf der Intensivstation sei sie aufgewacht. Auch im Krankenhaus habe sie Halluzinationen gehabt.

Ein Arzt habe ihr gesagt, sie hätten nicht gedacht, dass sie das überleben würde. Sie könne ihren zweiten Geburtstag feiern. Zeugen, die den Vorfall in dem Lokal miterlebten, hätten ihr erzählt, die Betroffenen hätten ausgesehen "wie Zombies" und hätten sich sehr verrenkt. Bis heute kämpfe sie mit den Folgen, habe Muskelschmerzen, Sehstörungen, Panikattacken und sei sowohl in Physio- wie in Psychotherapie.

Champagnerflasche zur Drogentarnung

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Champagnerflaschen von Drogenhändlern zur Tarnung verwendet und in einem Lager aufbewahrt wurden. Der Angeklagte soll die Rolle des Logistikers gehabt haben. Mehrere Flaschen seien jedoch aus dem Lager gestohlen worden und über Umwege in den Handel und eine in das Restaurant in Weiden geraten.

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