Döner-Morde: Steckt die Wettmafia dahinter?

Seit 2000 laufen die Ermittlungen in einer mysteriösen Mordserie - neun Männer mussten sterben, zwei davon in München. Jetzt ermittelt das BKA im Milieu der Fußballschieber.
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Die Opfer der Döner-Mord-Serie
dpa 3 Die Opfer der Döner-Mord-Serie
Theodorous Bolugarides ist Opfer Nummer 7 des Killers.
BKA 3 Theodorous Bolugarides ist Opfer Nummer 7 des Killers.
Habil Kilic ist Opfer Nummer 4 der Mordserie.
BKA 3 Habil Kilic ist Opfer Nummer 4 der Mordserie.

HAMBURG/NÜRNBERG - Seit 2000 laufen die Ermittlungen in einer mysteriösen Mordserie - neun Männer mussten sterben, zwei davon in München. Jetzt ermittelt das BKA im Milieu der Fußballschieber.

Mordete der Döner-Killer im Auftrag der Wett-Mafia? Fahnder des Bundeskriminalamtes gehen entsprechenden Hinweisen nach, berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Demnach haben die Ermittler erstmals eine konkrete Spur in der größten ungeklärten Mordserie Deutschlands. Neun Männer, acht Türken und einen Griechen, hat der Killer erschossen. Die Opfer waren Kleinunternehmer, zwei von ihnen lebten in München.

Der Döner-Mörder ist ein eiskalter Profi: Am 29. August 2001 erschoss er den Obst- und Gemüsehändler Habil Kilic in dessen Laden in der Bad Schachener Straße (Ramersdorf). Der 38-Jährige wurde vormittags mit zwei Kopfschüssen aus nächster Nähe regelrecht hingerichtet. Der Tatort lag nur einen Steinwurf von einer Polizeidienststelle entfernt. Doch das schreckte den Killer nicht ab.

Der Killer schoss dem Griechen mehrmals ins Gesicht

Am 15. Juni 2005 schlug er im Westend zu. Das Opfer, Theodoros Boulgarides, betrieb in der Trappentreustraße einen kleinen Schlüsseldienst. Der Killer kam nach 18 Uhr, zog eine Pistole und schoss dem 41-jährigen Griechen mehrmals ins Gesicht. Der zweifache Familienvater hatte das Geschäft erst vier Monate zuvor eröffnet. Davor war er Fahrkartenkontrolleur.

In Nürnberg erschoss der Killer einen Blumenhändler, einen Schneider und einen Dönerbudenbesitzer. Weitere Morde verübte er in Hamburg, Rostock, Dortmund. Zuletzt schlug er im April 2006 in Kassel zu. Tatwaffe war immer eine Pistole vom Typ Ceska, Kaliber 7,65.

Die Polizei bildete mehrere Sonderkommissionen. Spezialisten versuchten anhand der Spurenlage und der Arbeitsweise des Killers ein Profil zu erstellen. Mal gingen die Ermittler von einem Einzeltäter aus, einem Handelsvertreter oder Servicemechaniker, der viel herumkommt. Dann war die Rede von einem psychisch kranken Serienkiller – alle Spuren verliefen früher oder später im Sand.

Keiner wollte etwas gesehen haben

Zeugen gab es, doch keiner wollte etwas gesehen haben. Die Familien der Getöteten schweigen – offensichtlich aus Angst. Die Opfer kannten sich nicht, es gab keine Gemeinsamkeiten – außer einer: Sie waren alle knapp bei Kasse und kamen mehr schlecht als recht über die Runden.

Das würde zu der neuen Spur passen, die ins Milieu der Wett-Mafia führt. Im Zusammenhang mit manipulierten Fußballspielen belauschten Fahnder am 7. Oktober ein Telefonat in der Türkei. Dabei sprachen zwei Männer über einen Mord. In Auftrag gegeben habe ihn, so berichtet der „Spiegel“, ein 42-jähriger türkischer Geschäftsmann. Er gilt als einer der Paten im illegalen Wettgeschäft. „Ein Kredithai, skrupellos und brutal“, sagen Insider.

Ein Sprecher des Oberlandesgerichts Nürnberg bestätigte dem „Spiegel“, dass der 42-Jährige in dem Verfahren eine Rolle spiele. Einzelheiten wollte er unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht nennen. Auch beim BKA zeigte man sich gestern zugeknöpft.

Möglicherweise hatten sich die neun Opfer des Döner-Mörders mit der Wett-Mafia eingelassen, sich verzockt oder Schulden nicht bezahlt.

Ralph Hub

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