Dieser Steuerberater zockte 144.000 Euro ab

Obwohl ihm der Titel längst aberkannt worden war, machte ein Fürther (59) jahrelang weiter,bis der Absturz kam. Jetzt lebt der ehemals Erfolgreiche verarmt in einem Männerwohnheim.
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Wartete geduldig auf sein Urteil wegen Veruntreuung: der gesundheitlich schwer angeschlagene, ehemalige Steuerberater Heinz M. (59) aus dem Fürther Umland.
bayernpress Wartete geduldig auf sein Urteil wegen Veruntreuung: der gesundheitlich schwer angeschlagene, ehemalige Steuerberater Heinz M. (59) aus dem Fürther Umland.

Obwohl ihm der Titel längst aberkannt worden war, machte ein Fürther (59) jahrelang weiter,bis der Absturz kam. Jetzt lebt der ehemals Erfolgreiche verarmt in einem Männerwohnheim.

FÜRTH Der gute Anzug, den er trägt, stammt noch aus besseren Zeiten. Auch sein routiniertes Auftreten ist das eines erfolgreichen Geschäftsmannes, doch die Zeiten sind vorbei: 144.000 Euro veruntreute der Steuerberater Heinz M. (59) vom Konto eines Kunden, hatte da wegen anderer Delikte längst seinen Titel verloren. Und machte trotzdem weiter.

Doch statt eines dreisten, selbstbewussten Betrügers saß gestern ein gesundheitlich und beruflich angeschlagener Mann vor dem Fürther Amtsgericht. Statt im noblen Eigenheim haust er inzwischen in einem Zimmer in einem Männerwohnheim.

Über 300 Mal hob Heinz M. Geld ab

Dabei hatte alles so erfolgversprechend begonnen: 1980 war der Finanzbuchhalter vom zuständigen Ministerium zum Steuerberater bestellt worden. Erst lief das Geschäft, doch 1999 wurde ihm wegen gravierender Verstöße der Titel wieder aberkannt. Doch er prangte weiter auf seinem Briefkopf oder dem Kanzlei-Schild im Fürther Umland.

„Ich habe drei Anwälte gefragt, ob ich den Titel weiter führen kann“, behauptete der Angeklagte. Und so überließ ihm auch eine Berliner Grundstücksfirma arglos Objekte zur Verwaltung. Mit einer Bankvollmacht, die er reichlich ausnutzte: Über 300 Mal hob Heinz M. Geld ab. 144.000 Euro in zweieinhalb Jahren – macht 4500 Euro im Monat. Es sei sein Honorar gewesen, hatte der Angeklagte anfangs behauptet.

„Ich bedanke mich herzlich“, sagte der Verurteilte zum Anwalt

Vier Verhandlungstage waren angesetzt, weil der herzkranke Mann angeblich nur vier Stunden am Stück dem Prozess folgen kann. Doch dann kündigte Verteidiger Siegfried Beck (Ansbach) ein Geständnis an – im Tausch gegen ein mildes Urteil. So kam es auch.

Zwei Jahre Haft auf Bewährung erhielt Heinz M., der drei Monate in U-Haft saß. Den Vorwurf des Titel-Missbrauchs ließ das Gericht fallen. Und bei den veruntreuten Geldern werteten die Richter strafmildernd, dass die Berliner Firma ein erhebliches Mitverschulden habe, weil sie lange nicht kontrollierte. „Ich bedanke mich herzlich“, sagte der Verurteilte – und drückte seinem Anwalt hocherfreut den Arm.cis

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