Dieser Siemens-Ingenieur wollte seine Frau erwürgen

Aus Wut, weil sie ihn verlassen wollte, attackierte der betrunkene Ulrich P. (52) die Schlafende im Bett. Der Sohn (20) alarmierte die Polizei. Vor Gericht flehte der Angeklagte: "Verzeih' mir"
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Als sie bewusstlos wurde, ließ er von ihr ab: Über 30 Jahre war Ulrich P. (52) mit der Mutter seiner beiden Kinder verheiratet, hatte für die Familie ein schönes, großes Haus in Großenseebach erbaut, jetzt liegt die heile Welt in Scherben.
Berny Meyer Als sie bewusstlos wurde, ließ er von ihr ab: Über 30 Jahre war Ulrich P. (52) mit der Mutter seiner beiden Kinder verheiratet, hatte für die Familie ein schönes, großes Haus in Großenseebach erbaut, jetzt liegt die heile Welt in Scherben.

Aus Wut, weil sie ihn verlassen wollte, attackierte der betrunkene Ulrich P. (52) die Schlafende im Bett. Der Sohn (20) alarmierte die Polizei. Vor Gericht flehte der Angeklagte: "Verzeih' mir"

NÜRNBERG Er hat sie voller Wut fast zu Tode gewürgt. Jetzt droht ihm wegen versuchten Mordes vor dem Nürnberger Schwurgericht eine lange Haftstrafe. Doch nicht nur die bislang heile Welt des Siemens-Ingenieurs Ulrich P. (52) ging in der Tatnacht zu Bruch. Auch die von Ehefrau und Kindern.

„Bitte verzeih’ mir“, flehte der dicke Angeklagte vor Gericht sein Opfer an. „Ich habe dir schon verziehen“, antwortete die Erzieherin (52) lächelnd. Derart versöhnliche Szenen gibt es selten an diesem Ort.

„Was geschehen ist, ist geschehen“, sagte die Zeugin gelassen. „Wir haben uns wieder versöhnt.“ Die Frau mit den dunkelbraunen Locken und dem etwas steifen Gang hat sich zwar von Ulrich P. nach über 30 Jahren Ehe scheiden lassen. Doch sie schreiben sich Briefe. Sogar seine ganzen Sachen bewahrt sie in ihrer neuen Wohnung auf. Denn das schöne große Haus in Großenseebach ist verkauft.

Zu der dramatischen Nacht am 19. Mai 2007 sagten weder die Ex-Frau noch Sohn (20) und Tochter (18) ein Wort. Und Ulrich P. ließ über seinen Verteidiger Alexander Seifert nur erklären, dass er die Tat bereue, aber seine Frau nie habe umbringen wollen.

Er hatte Stress und Ärger mit immer mehr Bieren hinuntergespült

An Tat-Abend wollten beide zur Blauen Nacht nach Nürnberg fahren. Doch sie verkrachten sich. Sie ging gegen 22 Uhr zu Bett, er kippte noch einige Biere und folgte ihr nach. Der 120 Kilogramm schwere, große Mann setzte sich auf seine Gattin und würgte die Schlafende, bis sie kurz bewusstlos wurde. Da ließ er von ihr ab.

Kaum aufgewacht, rettete sie sich in ein Zimmer und sperrte sich ein. Der Angeklagte ging in die Küche, schnitt an seinen Pulsadern herum. Der Sohn rief die Polizei. „Informieren Sie meine Chefin, dass ich sechs Wochen Urlaub nehme“, bat der Angeklagte bei seiner Verhaftung. Doch er sitzt nun seit 14 Monaten in U-Haft.

Vielleicht wäre es nie zu dem Gewaltausbruch gekommen, wenn das Anwesen, das sie gerade sechs Jahre bewohnten, zwei Eltern-Schlafzimmer gehabt hätte – um sich auch nachts aus dem Weg zu gehen. Denn Spannungen hat te es schon länger gegeben.

Der Ingenieur – seit 26 Jahren bei Siemens in Erlangen, zuletzt im Kraftwerks-Bau – hatte Stress und Ärger mit immer mehr Bieren hinuntergespült, wollte aber mit seiner Frau nicht darüber reden. Die Kripo fand im Arbeitszimmer zig volle und leere Flaschen.

Sie wiederum war durch ihre Multiple Sklerose-Erkrankung ruhebedürftiger geworden. Sie wollte ihren Mann schon länger verlassen, schwankte aber noch. Einerseits ging sie auf Wohnungssuche, chattete angeblich mit anderen Männern. Andererseits machte sie mit Ulrich P. noch Urlaubspläne.

Der Prozess geht weiter. cis

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