Dieser Polizist unterschlug im Dienst 25.000 Euro
Der Kriminalkommissar galt als Musterbeamter. Straffällig wurde er trotz doppelten Einkommens wegen finanzieller Probleme...
NÜRNBERG „38 Jahre lang war ich im Dienst und hatte keinerlei Probleme“, erklärte Hans B. (59, Name geändert). „Ich bin eigentlich nicht der Typ, der Verbotenes macht. Doch dann ist mir im Stress alles über den Kopf gewachsen.“ Deshalb musste sich der vom Dienst suspendierte Kriminaloberkommissar wegen veruntreuender Unterschlagung von rund 25.000 Euro vor dem Nürnberger Amtsgericht verantworten.
Es geht um vier Fälle in einem Jahr: Dreimal hatte er beschlagnahmte Gelder von festgenommenen Menschen-Schleusern an sich genommen. Und dann 15.000 Euro, die ein Nürnberger Friedhofsschaffner und Mitglied der „Zahngold-Bande“ erlöst und daheim gehortet hatte. „Das war dumm von mir“, sagte der Beamte. Denn das Geld sollte, nachdem es auf Spuren untersucht worden war, dem Gerichtsvollzieher übergeben werden. Doch trotz mehrfacher Aufforderung händigte es ihm der Angeklagte nicht aus. Die Folge: Er wurde angezeigt. Hans B.: „Ich war froh, als es herauskam“.
5000 Euro netto, aber kein Luxus: „Es ging alles für den Lebensunterhalt drauf"
Bei den Ermittlungen kamen dann auch die Schleuser-Fälle ans Licht. „Ich hatte ständig finanzielle Probleme“, so der Angeklagte, „und keinen Überblick mehr.“ Arztrechnungen, auch wegen eines Reitunfalls seiner Ehefrau, waren offen, die Telekom sperrte ihm das Telefon. Zuletzt hatte er 100.000 Euro Schulden.
5000 Euro netto hatten Hans B. und seine Ehefrau als Doppelverdiener monatlich für die vierköpfige Familie zur Verfügung. Dazu kamen rund 2000 Euro von dem unterschlagenen Geld. „Teure Reisen und Luxussachen habe ich mir davon nicht gegönnt“, sagte der Angeklagte. „Es ging alles für den Lebensunterhalt drauf.“
Die beschlagnahmten Gelder, die er in der Asservatenkammer hätte abgeben müssen, deponierte der Beamte im Büroschrank. Und nahm immer ein paar Scheine heraus, wenn Ebbe im Geldbeutel war.
Der Schwiegerpapa musste einspringen: ein Bankdirektor
Als engagierten und pflichtbewussten Beamten beschrieb ihn sein Chef (59). Bis Hans B. schlampiger wurde und bei Morgenbesprechungen oder am Computer einnickte. Der Angeklagte schob seinen Zustand auf massive Schlafstörungen. „Er war mein großes Vorbild, weil er so engagiert war“, schluchzte seine Gattin (41) und Kollegin gestern. „Er ist jemand, der für andere alles macht.“
Der Kripobeamte erhielt 16 Monate Bewährungsstrafe, die nicht rechtskräftig ist. Das Geld ist zurückbezahlt, sein Schwiegervater, ein Bankdirektor, streckte es ihm vor. cis
- Themen:
- Beamte
- Deutsche Telekom AG