Dieser Betrüger kehrte aus Heimweh zurück

Klaus H. betrog Anleger um 600.000 Euro und floh in den Libanon. Nach der Rückkehr heiratete er im Knast.
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Der ehemalige Bankangestellte Klaus H. legte zahllose Anleger herein. Gestern wurde er zu vier Jahren Haft verurteilt.
bayernpress 2 Der ehemalige Bankangestellte Klaus H. legte zahllose Anleger herein. Gestern wurde er zu vier Jahren Haft verurteilt.
Hochzeit im Knast. Zum Prozess gegen ihren frischgebackenen ehemann kam Angelika H. mit Rechtsanwalt Thomas Dolmany.
bayernpress 2 Hochzeit im Knast. Zum Prozess gegen ihren frischgebackenen ehemann kam Angelika H. mit Rechtsanwalt Thomas Dolmany.

Klaus H. betrog Anleger um 600.000 Euro und floh in den Libanon. Nach der Rückkehr heiratete er im Knast.

NÜRNBERG/FÜRTH Mehr als zwei Jahrzehnte lang war der Bankangestellte Klaus H. (62) geradezu ein Musterbeispiel an Zuverlässigkeit und Seriosität. Doch dann überfiel ihn die Versuchung, selbst am großen Rad zu drehen. Er machte sich selbstständig, gründete eine Firma – und versprach seinen Kunden den großen Reibach. Das konnte nicht gutgehen...

Das Nürnberger Landgericht verurteilte den Finanz-Experten, der seinen Firmensitz zuletzt in Fürth hatte, gestern wegen gewerbsmäßigen Betrugs in Dutzenden von Einzelfällen zu vier Jahren Gefängnis. Diese vergleichsweise milde Strafe verdankt er seinem Anwalt Thomas Dolmany, der in zähen Verhandlungen die Wege für ein unkompliziertes Gerichtsverfahren geebnet hatte.

Er versprach 25 Prozent Zinsgewinn innerhalb weniger Wochen

Die Masche, mit der Klaus H. seine Kundschaft über den Tisch zog, war ganz simpel. Er kassierte erhebliche Bargeldbeträge, sicherte solide und abgesicherte Anlagemodelle zu – und setzte auf die Dollarzeichen in den Augen der Geldanleger. 25 Prozent Zinsgewinne innerhalb weniger Wochen und Monate versprach er ihnen. Das Geld floss reichlich. Zwischen 2002 und Frühjahr 2006 strich er mehr als 600.000 Euro ein!

Zu diesem Zeitpunkt war Klaus H. finanziell längst am Ende. Die Kosten, die er mit seiner Firma produzierte, überstiegen die Gewinne bei weitem. Um sich weiter über Wasser zu halten, wurden seine Geschäftspraktiken immer risikoreicher. Als die Forderungen seiner misstrauisch gewordenen Kunden schließlich immer massiver wurden und bereits Anzeigen gegen ihn vorlagen, ließ er Anfang 2007 alles stehen und liegen.

Im Nahen Osten, im Bürgerkriegsland Libanon, fühlte er sich sicher. Dort tauchte er bei einem Bekannten unter. Doch der Frust einerseits und vor allem das Heimweh nach Franken waren einfach stärker. Nach zwei Jahren wollte er nur noch zurück. Nach seiner angekündigten Rückkehr wurde er am Frankfurter Flughafen verhaftet.

In all der Zeit hatte seine langjährige Freundin Angelika zu ihm gehalten. Sie saß gestern beim Prozess auch im Zuhörerraum. Hin und wieder strich sie über den Ring an ihrem Finger. Vor einer Woche hatte Klaus H. ihr ihn angesteckt – bei der schlichten Hochzeit im Gefängnis. Das Festmahl hatte sie mitgebracht: fränkische Bratwürste mit Kartoffelsalat. hr

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