Diese Wirte jammern nicht

Pro-Qualm-Nebelwerfer wie der „Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur“ lassen kein gutes Haar am bayerischen Rauchverbot, versuchen es mit Raucherclubs zu umgehen. Sogar eine Verfassungsklage gegen das Gesetz wurde angestrengt. Viele Wirte klagen über Umsatzeinbrüche, fürchten die Pleite. Doch jetzt melden sich die ersten Nürnberger Wirte in der AZ zu Wort, die sagen: Das Rauchverbot tut meiner Wirtschaft gut.
von  Abendzeitung
Die Wirte des Gutmann am Dutzendteich, vormals Wanner, sind mit dem Rauchverbot zufrieden. Ihr Cluberer-Treff ist schon seit Juli 2007 qualmfrei.
Die Wirte des Gutmann am Dutzendteich, vormals Wanner, sind mit dem Rauchverbot zufrieden. Ihr Cluberer-Treff ist schon seit Juli 2007 qualmfrei. © az

NÜRNBERG - Pro-Qualm-Nebelwerfer wie der „Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur“ lassen kein gutes Haar am bayerischen Rauchverbot, versuchen es mit Raucherclubs zu umgehen. Sogar eine Verfassungsklage gegen das Gesetz wurde angestrengt. Viele Wirte klagen über Umsatzeinbrüche, fürchten die Pleite. Doch jetzt melden sich die ersten Nürnberger Wirte in der AZ zu Wort, die sagen: Das Rauchverbot tut meiner Wirtschaft gut.

Die Nürnberger Gastro-Legende Ali Iscitürk (ehemals „Schleuder“, jetzt „Drehort“) findet deutliche Worte: „Ich bin superzufrieden mit dem Rauchverbot. Man muss den Leuten was bieten. Dann läuft der Laden auch. Die Gäste kommen wegen der Stimmung in eine Kneipe. Wenn man die nicht ohne blauen Dunst hinbekommt, macht man etwas falsch.“ Jammern nutze nichts, man muss eben kreativ sein. Das ist Iscitürk bereits seit Juli 2007. Da hat der pfiffige Wirt den „Drehort“ eröffnet – als Nichtraucherkneipe. Auch im „Café Lucas“ ist man über das Rauchverbot „nicht unglücklich“, so Geschäftsleiterin Melanie Eder. Sie schätzt, dass das Qualmverbot einen positiven Effekt hat: Viele Nichtraucher gehen jetzt wieder weg – und kompensieren so die eventuell fehlenden Raucher.

Das Gasthaus „Zur Grünen Linde“ in Neuhöflein gehört zur Gattung „Dorfwirtschaft“. Gemütlichkeit wird hier noch groß geschrieben, es gibt einen großen Stammtisch, und die Preise sind weit unter dem Niveau der Stadt. Und auch hier findet man das Rauchverbot gut. Wirt Michael Willer hatte „keine Probleme bei der Einführung der rauchfreien Gastwirtschaft“. Das Gutmann am Dutzendteich (ehemals Wanner) war schon vor der Einführung des Rauchverbots eine Nichtraucherkneipe.

Einfach auf Aschenbecher verzichtet

Bei der Eröffnung im letzten Juli hat man „einfach darauf verzichtet, Aschenbecher auf die Tische zu stellen“, so Florian Brendel, einer der Wirte des beliebten Cluberer-Treffs. Probleme habe man deshalb überhaupt keine. Auch der offiziell erste rauchfreie Monat sei sehr zufriedenstellend verlaufen. Allerdings warnt Brendel davor, dass das Qualmverbot nicht überall eingehalten wird: „Es muss gewährleistet sein, dass das Rauchverbot überall gilt“.

Im Nürnberger „Hirsch“ glaubt man vom Rauchverbot sogar zu profitieren. Geschäftsführer Axel Ballreich: „Bei uns läuft es momentan sehr gut. Der Hirsch ist auf der Gewinnerseite“. Aber da Ballreich mit dem Café „Ruhestörung“ auch eine Kneipe in der Innenstadt betreibt, sieht er das Gesetz auch kritisch. „Grundsätzlich hätte ich mir das Rauchverbot etwas legerer gewünscht.“ Speziell für die kleineren Kneipen müsse man – gerade in Hinsicht auf die durch Freiluft-Raucher entstehende Lärmbelästigung – eine Lösung finden.

Martin Mai

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