Diese Nürnbergerin wohnt in einem Playmobil-Haus

Daniela Schabenstiel liebt es, Phantasiewelten umzusetzen. Ein Opernhaus, den Papstbesuch und sogar die Chippendales hat sie schon gestaltet
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Ein Opernhaus aus Playmobil-Fundstücken: Das Lebenswerk von Daniela Schabenstiel.
Berny Meyer Ein Opernhaus aus Playmobil-Fundstücken: Das Lebenswerk von Daniela Schabenstiel.

NÜRNBERG Sie hat mit ihrem Mann drei Wohnungen in der Südstadt gemietet. Auf dem Dachboden stehen 80 Umzugskartons. In der riesigen Wohnung ist jeder Millimeter Platz besetzt. Aber Daniela Schabenstiel ist kein krankhafter Messi. Sie ist Sammlerin! Ihre innigste Liebe gilt Playmobil.


Ihre größte Leistung: ein selbstgebautes, mit etwa 400 Figuren besetztes, bis ins kleinste Detail originalgetreue Opernhaus. Für dieses Glanzstück hat sie extra im Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses einen früheren Laden als Showroom gemietet.
„Wer nicht verrückt ist, der ist nicht normal”, spottet die 43-Jährige selbstironisch. Sie ist fest davon überzeugt, dass es ein „Sammler-Gen” gibt. „Wenn meine ganze Playmobil-Sammlung abhanden käme, dann würde ich binnen einer Woche anfangen, etwas anderes zu sammeln. Es geht nicht um Besitz. Es geht um das Suchen und Finden.”

Der Gatte hütet hunderte Zinnsoldaten


Sogar ihren Mann hat sie vor zwölf Jahren wegen – nicht trotz – des Sammelns gefunden: „Mein Physiotherapeut hat uns zusammen gebracht. Er hatte einen Patienten, der sammelte Zinnsoldaten. ,Ihr müsst euch kennen lernen’, entschied er.” Seit zwölf Jahren sind die beiden ein Paar, seit zehn verheiratet.
Der Gatte, ein Zeitungsredakteur, hütet hunderte von Zinnsoldaten, die einschlägige Literatur, Farben und Pinsel in einem Durchgangszimmer. Der Rest der Wohnung gehört aber Daniela Schabenstiels Preziosen. Hunderte Kartons von Playmobil – Neuheiten, Zweit- und Drittsets, die zum Ausschlachten in diesen Tagen neu nach Farben sortiert werden. Denn Frau Schabenstiel liebt es, komplexe Erlebniswelten zu gestalten: Zum Beispiel das Opernhaus mit seinen Besuchern, Musikern, Bedienungen, dem holländischen Königspaar zu Gast in einer Loge, das Gebäude aus Teilen des Prinzessinnenschlosses hochgezogen. Oder ihre eigene Harry Potter-Welt, die es bei Playmobil genauso wenig im Original gibt, wie die Oper. Oder der Papstbesuch in Bayern mit Gebirgsschützen, dem Ehepaar Stoiber und der Schweizer Garde. Gleich daneben im Regal steht die glitzernde Stripper-Welt der schönen Chippendales...

"Ich kann etwas darstellen, was ich im Leben nicht bin"


Wenn Daniela Schabenstiel von „einem Thema gefunden wird”, gerät ihre Phantasie in Bewegung. Sie baut im Geiste die Geschichte ihrer Inszenierung, durchforstet ihr Hirn nach Möglichkeiten, aus vorhandenem Playmobil-Material Neues zu kreieren. Die Gebirgsschützen waren Bauersleute, die andere Frisuren und Bärte bekamen. Die Ratte (alias Peter Pettigrew) auf Ron Weasleys Schulter stammt aus einem Playmobil-Tierset.

Playmobil sieht sich als Erfinder von Rollenspielen, die Kinderfantasien bewegen. Daniela Schabenstiels rege Innenwelten funktionieren ähnlich: „Ich kann etwas darstellen, was ich im Leben nicht bin, auch nicht sein möchte. Denn ich träume ja nicht davon, Opernsängerin zu sein. Ich kann nicht singen, das viele Reisen wäre mir zuwider”, lacht sie. Sie ist eine bodenständige Frau, seit Jahrzehnten Pharmazeutisch-Technische Assistentin in der gleichen Apotheke, macht seit 30 Jahren Urlaub immer in Holland oder England.
Playmobil ist übrigens bei weitem nicht ihr einziges Hobby: Auch historische Kostüme, DVDs, Bücher und persönlich abgeholte Autogramme von Opernstars befeuern noch die Sammelleidenschaft. Ganz normal verrückt eben.

Peter Budig

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