Diese Mutter erstickte ihr Baby mit einem Handtuch

Isabelle (22) hatte niemandem von ihrer Schwangerschaft erzählt – aus Angst vor ihrem brutalen Vater: „Er war so streng.“
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Isabelle (22) hatte niemandem von ihrer Schwangerschaft erzählt – aus Angst vor ihrem brutalen Vater: „Er war so streng.“

WÜRZBURG Wie verängstigt Isabelle gewesen sein muss, als sie im August allein in ihrem Bad ein Baby zur Welt brachte, kann wohl kaum jemand ahnen. Sie hatte ihre ganze Schwangerschaft verheimlicht! Weder der Freund, die Geschwister, noch die Mutter ahnten etwas. Denn die Abiturientin, damals 21 Jahre, hatte panische Angst vor ihrem Vater (61). Nach der Geburt hielt sie das kleine Bündel zehn Minuten in ihrem Armen, spürte seine Wärme. Kurz darauf war der Bub tot. Er erstickte unter einem Handtuch. Seit Dienstag steht Isabelle wegen Totschlags vor dem Landgericht Würzburg.

Der Vater dominierte die Familie, verteilte Ohrfeigen

Isabelle lebte im Haus ihrer Eltern in einem kleinen Ort im Main-Spessart-Kreis mit zwei älteren Geschwistern. Der Vater dominierte die Familie, verteilte Ohrfeigen. „Es gab meistens keinen Anlass“, berichtet die zierliche Frau mit zittriger Stimme von den Übergriffen. „Er ist so arg streng mit uns.“

Dem Vater (20) des Kindes war Isabelle 2006 bei der Abifahrt nach Spanien näher gekommen. Es folgten wechselnd Versöhnung, Trennung, Versöhnung. Im Frühjahr 2008 vermutete die Angeklagte, dass sie schwanger ist. „Ich habe versucht, es zu verdrängen. Weil ich wusste, dass ich nicht weiß, wie ich es meinen Eltern sagen sollte.“ Sie habe Angst vor ihrem Vater gehabt. Auch dem Vater ihres Kindes erzählte sie von der Schwangerschaft nichts. Zum Arzt ging sie nicht.

Am Tag der Geburt arbeitete die Angeklagte, die ein Viertel ihres Gewichts zugenommen hatte, als Praktikantin. Sie legte sich am Abend in ihrer Einliegerwohnung im elterlichen Haus schlafen. Dann kamen die Wehen. „Geschrien habe ich nicht. Ich wollte nicht, dass es jemand mitbekommt.“

„Ich habe nicht gedacht, dass es erstickt“

Als der Junge da war, wimmerte er nach Worten der 22-Jährigen nicht, bewegte sich auch nicht. Die Frau wickelte ihn in das Handtuch – Mund und Nase bedeckte sie. Als sie das an im Prozess an einer Puppe zeigen soll, bricht sie wieder in Tränen aus. „Ich habe gedacht, wenn ein Kind auf die Welt kommt, schreit es wie am Spieß und strampelt.“ Der Richter glaubt Isabelle nicht, dass der Bub keine Reaktion zeigte. „Wenn ich ein Kind beschützen, es wärmen will, dann passt es nicht, dass ich es so zudecke“, sagt er. „Das fällt schwer zu glauben.“ „Ich habe nicht gedacht, dass es erstickt“, sagt Isabelle.

Dann lief sie blutüberströmt ihrer Mutter entgegen, die Schwester alarmierte den Notarzt. Als die Familie später die Wohnung sauber machte, wurde der leblose Bub von den Geschwistern im Bad entdeckt. Die Rettungskräfte wurden erneut alarmiert. Das Kind war aber bereits tot.

Mit einem Urteil gegen die Angeklagte wird Mitte Juli gerechnet.

Angelika Röpcke/au

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