Diese Eltern quälten ihr Kind

Jan (8) wurde verprügelt, er musste seinen Urin trinken, er wurde in eine Kammer ohne Licht eingesperrt. Jetzt sollte der Bub vor Gericht aussagen – weil die Folterknechte zu feige waren.
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Nancy C. (27) und Oliver D. (28) vor dem Aschaffenburger Landgericht: Die Mutter schützte ihr Kind nicht vor dem gewalttätigen Freund – sie misshandelte mit.
dpa Nancy C. (27) und Oliver D. (28) vor dem Aschaffenburger Landgericht: Die Mutter schützte ihr Kind nicht vor dem gewalttätigen Freund – sie misshandelte mit.

Jan (8) wurde verprügelt, er musste seinen Urin trinken, er wurde in eine Kammer ohne Licht eingesperrt. Jetzt sollte der Bub vor Gericht aussagen – weil die Folterknechte zu feige waren.

ASCHAFFENBURG Es ist eine Anklage, die einem die Tränen in die Augen treibt. Mit unfassbarer Kälte und Brutalität haben Oliver D. (28) und Nancy C. (27) deren Sohn Jan (heute 8, Name geändert) im Hebst letzten Jahres gequält. Seit gestern wird der Mutter und ihrem Feund aus Waldaschaff (Kreis Aschaffenburg) vor dem Landgericht Aschaffenburg der Prozess gemacht. Selbst hier wollten sie dem Buben nichts ersparen: Feige schwiegen sie im Prozess – so hätte der Junge aussagen müssen. Erst die Aussicht auf Haftverkürzung lockerte ihre Zungen.

Jan lebt jetzt in einer Pflegefamilie. Doch die Hölle, aus der er kommt, beeinflusst sein Leben weiter: Der Hass auf seine Mutter ist größer als auf ihren Freund, der ihm s Schlimmstes angetan hat. „Er ist der Meinung, sie hätte ihn beschützen müssen“, erzählt die Pflegemutter.

Eingesperrt in eine dunkle, vollgemüllte Abstellkammer

Die leibliche Mutter aber duldete seine Qualen. So drückte das Paar Zigaretten auf dem Fuß des Kindes aus. Mit der Salatkelle oder einem Kochlöffel vermöbelte Oliver D. Jan so, dass sein Rücken mit blauen Flecken übersät war. Als eine Lehrerin sah, dass Jan kaum laufen konnte, bat sie ihn, die Schuhe auszuziehen – Jan wehrte sich vehement.

Jan wurde in eine dunkle, vollgemüllte Abstellkammer gesperrt – weil er Oliver D. störte. Mit den Worten „Komm raus, du Blödmann“ öffnete er die Tür, wieder gab es Schläge. Er trat Jan mit Schuhen auf die Füße, folterte den Buben: Er stellte Stuhlbeine auf die kleinen Zehen und wollte Anlauf nehmen, um auf den Stuhl zu springen. Jan weinte vor Angst – Oliver D. sprang, aber daneben.

Immer wieder wurde Jan in die Kammer gesperrt, nur mit einer Unterhose bekleidet. Er schrie vor Hunger, bekam nichts. Oder er musste seinen Urin aus einem Eimer trinken. Als er sich übergab, zwangen sie ihn, das Erbrochene aufzulecken. Als Jan das nicht schaffte, musste er es wegwischen. Essen als Folter: Jan sollte ein Wurstbrot bekommen – es war Katzenfutter.

Die Lehrerin brachte ihn in ein Krankenhaus

Ende November das Martyrium ein Ende. Die Mutter brachte ihr Kind zur Schule: Jans Augen waren zugeschwollen. Die Lehrerin brachte ihn in ein Krankenhaus, die Polizei ermittelte, Mutter und Lebensgefährte kamen in Haft.

Zum Motiv sagte Staatsanwältin Vera Jansen, der Kleine habe den Angeklagten „gestört“. Die beiden Töchter der Frau soll er verschont haben. Während der Zeit war Nancy C. zum vierten Mal schwanger – vom Angeklagten.

Erst auf dringendes Anraten des Gerichts entschloss sich das Paar zu einem Geständnis, ersparten so Jan die Aussage. Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung hatten sich zuvor darauf verständigt, bei einem Geständnis die Strafe auf höchstens vier Jahre Haft zu begrenzen. Der Prozess wird morgen fortgesetzt.

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