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Das zweite WM-Spiel der Deutschen: Wer nicht frei hatte, gab ordentlich Gas, um Fußball sehen zu können
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Hämmern unter Hochdruck: Pflasterer der Fürther Firma Kessler, die fußballbedingt besonders „draufhauten“.
bayernpress.com Hämmern unter Hochdruck: Pflasterer der Fürther Firma Kessler, die fußballbedingt besonders „draufhauten“.

Das zweite WM-Spiel der Deutschen: Wer nicht frei hatte, gab ordentlich Gas, um Fußball sehen zu können

NÜRNBERG Wie die Weltmeister klopften und kehrten am Freitagvormittag die drei Arbeiter vom Pflasterbetrieb Kessler aus Fürth in der Nürnberger Winklerstraße. „Ja freilich beeilen wir uns“, meinte Josef Kessler (50), der Neffe vom Chef: „Wir haben sogar extra eine halbe Stunde früher angefangen, um rechtzeitig zum Deutschlandspiel um halb zwei zuhause zu sein.“

Trotz aller Eile schafften sie die letzte Reihe Pflastersteine bis Mittag nicht mehr. Die durfte ausnahmsweise bis Montag liegenbleiben – selbstverständlich sicher abgesperrt, so dass kein Fußgänger am Wochenende drüber stolpert. Die drei fußballverrückten Handwerker Freude sich über diese Sondererlaubnis: „Unser Chef ist auch ein Fußballfan.“

Briefträger sortierten ihre Post schneller, manche Nürnberger wunderten sich, warum die Müllkutscher früher ausrückten und die Tonnen besonders flott leerten – und auch in vielen Büros dürfte die Schlagzahl am Schreibtisch fußballbedingt erhöht gewesen sein. Trotz allem: Die Zusteller der Nordbayernpost mussten natürlich all ihre Briefe austragen. „Aber“, so Verkaufsleiter Jürgen Ochsenreither, „es kann schon sein, dass viele heute kräftiger in die Pedale treten.“ Denn: „Wenn sie alle Briefe korrekt und rechtzeitig abliefern, dürfen sie danach freimachen und das Spiel anschauen.“

Viele Nordbayernpostler nahmen sogar einen halben Tag Urlaub oder fingen eine Dreiviertelstunde früher mit der Arbeit an. Ochsenreither findet das völlig in Ordnung: „Bei uns herrscht einfach Super-WM-Stimmung.“

Beim Gemüsestand Ajeti am Hauptmarkt war klar: Ganz zu schließen war nicht drin, einer musste bis 20 Uhr die Stellung halten. Und das war nicht der Chef: Fatmir Ajeti (36), gebürtiger Albaner mit deutschem Pass und leidenschaftlicher Deutschlandfan, marschierte entschlossen zum Public Viewing: „Ich muss einfach gucken.“

Sein Mitarbeiter Majed Nihad (42), ein Iraker, zog den Schwarzen Peter und musste alleine weiter frische Erdbeeren und Spargel aus Franken an den Mann bringen: „Ich bin schon traurig, aber meine Freundin nimmt das Spiel auf Video auf.“

Die meisten Fußballfans bei der Stadt hatten Glück: Um 12.30 Uhr machen die Ämter am Freitag ohnehin zu. Ein paar Angestellte des Bürgerinformationszentrum am Hauptmarkt dürften sich aber geärgert haben. Das Zentrum schloss zwar schon um 10.30 Uhr seine Türen. Dann ging es allerdings nicht gemeinsam zum Public Viewing – sondern auf Betriebsausflug! mp

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