"Die würgen mich ab": Bayerische Traditions-Alm soll nach mehr als 100 Jahren schließen
Seit 100 Jahren ist die Zwieselalm oberhalb von Bad Reichenhall in Familienbesitz. Im Juli noch sagte Andi Potschacher, der die Alm mit seiner Familie führt, der AZ, er könne sich "überhaupts ned" vorstellen, den Betrieb aufzugeben. Doch dass ihm am Ende nichts anderes übrig bleiben werde.
Das ist nun der Fall. Auch die verkürzten Öffnungszeiten, die Potschacher diesen Sommer ausprobiert hatte, haben nichts gebracht. Die Familie öffnete die Alm nur noch am Wochenende, um einen Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben zu schaffen.
Betrieb wird über eigene Gehälter finanziert
Das Geschäft sei nur noch defizitär gewesen, sagt der Besitzer. Potschacher und seine Frau betreiben die Hütte nebenberuflich, er selbst arbeitet bei der Stadt Bad Reichenhall. Mittlerweile würden sie über ihr Gehalt den Betrieb mitfinanzieren, sagte Potschacher schon im Sommer.

Und daran hat sich bis jetzt nichts geändert. "Es rentiert sich nicht, da den Lohn reinzustecken." Das sei wirklich etwas für Liebhaber und gehe auch nicht für immer.
Was der Zwieselalm dabei besonders zu schaffen gemacht hat, sind die behördlichen Auflagen. Seit 2024 muss das gesamte Abwasser der Hütte per Helikopter ins Tal geflogen werden. 6000 Euro kostete der Abtransport des Schmutzwassers im vergangenen Jahr, viermal musste geflogen werden.
Ein Gespräch mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber habe nichts gebracht
Potschacher wollte sich einen Weg für sein Quad bauen, um nicht alles zu Fuß nach oben tragen oder mit dem Helikopter fliegen zu müssen, doch das bleibt ihm untersagt. Es wäre ein "riesiger Präzedenzfall", den er damit auslösen würde, habe man ihm gesagt.

Mit allen Auflagen, würde ihn das 100.000 Euro kosten. Dazu seien jetzt noch Denkmalschutzauflagen für das Kaiser-Wilhelm-Haus gekommen. Auch ein Treffen mit der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) habe nichts gebracht, "die würgen mich ab", sagt er.
Konsumverhalten der Gäste hat sich geändert
Während die behördlichen Auflagen gestiegen sind, sind die Einnahmen auf der Alm gesunken. Seit Corona seien zwar mehr Menschen auf den Berg gekommen, diese würden aber weniger konsumieren, sagte Potschacher schon im Sommer. Und das, obwohl die Preise auf der Alm alles andere als ausufernd sind, dafür, dass alles mit dem Hubschrauber oder zu Fuß auf den Berg transportiert werden muss: 4,90 Euro die Halbe, 5,20 Euro das Weißbier, zwölf Euro die Brotzeit.
Über den Winter hinweg bleibt die Hütte noch geöffnet – bei schönem Wetter. Die Termine werden über die Sozialen Medien kommuniziert. Im Juni, wenn das Sommergeschäft beginnen würde, bleibt die Hütte dann aber geschlossen.
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