Die Umweltzone: Kommt sie 2011?
Zu viel Verkehr: Die Luft im Nürnberger Westen muss besser werden. Umweltreferent Peter Pluschke will die strengen EU-Grenzwerte jedoch durch andere Maßnahmen erreichen
NÜRNBERG Die Anwohner an der Von-der-Tann-Straße atmen die schlechteste Luft Nürnbergs ein. Vor allem beim Stickstoffdioxid werden hier im Westen der Stadt die höchsten Werte gemessen. Sie liegen über der Höchstgrenze, die seit dem 1. Januar gilt. Umweltreferent Peter Pluschke (Grüne) muss mit einem Aktionsplan reagieren. Der sieht auch die Einführung einer Umweltzone vor. In der dürfen Autos, die die Abgasgrenzwerte nicht einhalten, nicht fahren.
Pluschke hofft jedoch, dass er auf die Umweltzone verzichten kann. „Ich denke, dass wir durch andere Maßnahmen bessere Effekte erzielen.“ Doch wenn die nicht greifen, „dann führen wir eben die Umweltzone ein“. Das wäre frühestens Mitte 2011 möglich. Kosten für Beschilderung und Information: 100000 Euro. Die Erfahrungen aus anderen Städten, die „Stinker“ bereits ausgesperrt haben, zeigen jedoch: „Die Luftwerte sind dadurch nicht besser geworden. Die Umweltzone ist eine schwache Maßnahme.“
Doch die Maßnahmen müssen schnell und deutlich wirken. 53 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO2) wurden im Jahresschnitt 2009 an der Von-der-Tann-Straße pro Kubikmeter Luft gemessen. Aber nur 40 sind erlaubt. An den anderen fünf Messstellen im Stadtgebiet wird der Grenzwert nicht überschritten.
Wird die Luft an der Von-der-Tann-Straße heuer nicht besser, drohen der Stadt Nürnberg Sanktionen von der Europäischen Union. Sie hat die Werte festgelegt. Um möglichen Strafzahlungen zu entgehen, beziehungsweise Anwohnern keinen Anlass für eine Klage zu geben, muss das bayerische Umweltministerium für die Stadt einen Ausnahmeantrag bei der EU stellen. Nürnberg bekommt dann bis 2015 Zeit, die Grenzwerte einzuhalten. Das Ministerium verlangt aber einen Luftreinhalteplan mit konkreten Aktionen. „Wir haben in unserem Plan 18 Maßnahmen vorgelegt“, erläutert Pluschke.
Eine davon ist die Umweltzone entlang des Mittleren Rings. Mehr Effekt verspricht sich Pluschke jedoch von der Verlagerung des Containerbahnhofs von Gostenhof in den Hafen: „Dadurch entfallen 400 Lkw-Fahrten am Tag. Seit Januar ist der Bahnhof verlegt, und die Werte sind bereits besser.“ Auch der Einsatz von Erdgas- und Elektrofahrzeugen beim Lieferverkehr verbessert die Luft. Den größten Effekt verspricht sich Pluschke durch die Euro-6-Norm für Dieselmotoren, die ab 2013 gilt und die NO2-Emissionen enorm reduziert: „Wir müssen die Zeit bis 2014 überbrücken. Dann können wird die Grenzwerte einhalten. Für diesen kurzen Zeitraum möchte ich keine Umweltzone!“ Michael Reiner
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