Die Sucht, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft
NÜRNBERG -Nürnbergs Ballett-Chef Goyo Montero bereitet als dritte Premiere „Desde Otello“ vor.
Eben noch schickte Nürnbergs Ballett-Chef Goyo Montero „Romeo und Julia“ zum Schaulaufen, nun sind Othello und Desdemona dran. Allerdings nicht ganz so dramentreu wie die Liebes- und Todesspirale zu Prokovjews Stampf- und Schmachtfetzen. In der dritten und letzten Tanztheaterpremiere der Saison am 18. Juli im Opernhaus interessiert sich Montero weniger für Shakespeares Intrige als für den Jago in uns.
In „Desde Otello“ (Seit Othello), das er 2005 für das spanische Ballet Carmen Roche choreographierte, damit den Preis „Villa de Madrid 2006" gewann und nun auf sein Nürnberger Ensemble übertrug, dekliniert Montero die Dynamik der Eifersucht durch und lässt sie in häuslicher Gewalt münden. Dazu provoziert er den postmodernen Funkenschlag, wenn er John Dowland und Claudio Monteverdi auf den zeitgenössischen ungarischen Komponisten Istvan Marta und die kanadische Postrockband Godspeed you! Black Emperor prallen lässt. Einfacher hat Arthur Schopenhauer das Phänomen auf den Punkt gebracht: „Eifersucht ist eine Sucht, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft“. GK
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