Die Schweinegrippe ist da: Jetzt herrscht Impf-Chaos!

Die Zahl der täglichen Infektionen in Nürnberg hat sich vervierfacht. Immer mehr Menschen wollen sich immunisieren lassen. Die wenigen Apotheken, die das Serum vorrätig hatten, sind ausverkauft
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Das Serum gegen das Schweinegrippe-Virus ist seit Dienstagabend in Nürnberg kaum mehr zu haben.
dpa 2 Das Serum gegen das Schweinegrippe-Virus ist seit Dienstagabend in Nürnberg kaum mehr zu haben.
Schon geimpft: Gesundsheitsminister Markus Söder.
Berny Meyer 2 Schon geimpft: Gesundsheitsminister Markus Söder.

Die Zahl der täglichen Infektionen in Nürnberg hat sich vervierfacht. Immer mehr Menschen wollen sich immunisieren lassen. Die wenigen Apotheken, die das Serum vorrätig hatten, sind ausverkauft

NÜRNBERG „Die zweite Welle der Schweinegrippe hat begonnen“, sagt Katja Günther, die Vize-Chefin des Nürnberger Gesundheitsamtes. Die täglich gemeldeten Ansteckungen hätten sich von 10 auf über 44 vervierfacht. Insgesamt sind bisher in Nürnberg 370 Menschen erkrankt – „und das sind nur die gemeldeten Fälle“, sagt die Expertin.

Nun wollen sich die Nürnberger impfen lassen. Nur: Das geht nicht. Es herrscht das komplette Impf-Chaos!

In Nürnberg wurde bisher an nur zwölf Apotheken der Impfstoff Pandemrix verteilt, in Großpackungen von je 500 Impfdosen. Das macht maximal 6000 Menschen, die sich impfen lassen können.

Auf der Ärzte-Seite sieht es nicht besser aus: Nur 109 impfwillige Allgemein-, Kinder-, und Frauenärzte weist die Internet-Liste der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern aus – von insgesamt 472!

„Ein einziges Kuddelmuddel, von Bürokraten erdacht!“

Die Folge: Beim Gesundheitsamt glühen die Telefon-Leitungen, weil die Nürnberger wissen wollen, wo sie sich immunisieren lassen können. „Wir hoffen darauf, dass sich noch mehr Ärzte entschließen, Impfungen durchzuführen“, sagt Katja Günther. „Aber noch gibt es auf Medizinerseite Bedenken. Viele Kollegen haben Zweifel wegen der Nebenwirkungen aufgrund der so genannten Wirkverstärker.“ Der zweite Grund sei, dass die Impfungen immer nur im 10er-Bündel erfolgen können. Wird weniger verbraucht, muss der Impfstoff weggeworfen werden.

Das bedeutet für die Ärzte einen erheblichen Mehraufwand: Sie führen nun Listen von Impf-Kandidaten und müssen diese dann innerhalb von 24 Stunden durchimpfen.

Doch das größte Hindernis für Impfwillige: Das Serum ist seit Dienstagabend in Nürnberg kaum mehr zu haben. Von den zwölf Apotheken, die eine Lieferung erhalten haben, hatte nur eine noch rund 100 Dosen auf Lager! Alle anderen sind bereits bei den Ärzten. Werner Brunner (61), Chef der ausverkauften Lyra-Apotheke, schimpft: „Das ist ein einziges Kuddelmuddel, von Bürokraten erdacht!“

Von Impf-Chaos will man im Gesundheitsministerium von Markus Söder dennoch nichts wissen: „Das System ist gut. Es muss nur anlaufen“, sagt eine Sprecherin. Denn der Hersteller könne nicht genügend der bestellten 7,5 Millionen Dosen liefern. Und das, obwohl Söder noch am 20. Oktober vor laufenden Kameras Werbung für die Impfung machte und sich piksen ließ: „Jeder, der geimpft werden will, muss auch geimpft werden können“, sagte er.

Nachschub gibt’s laut Ministerium erst ab Freitag: Dann können die Apotheken wieder 236000 Ampullen bestellen – im Großhandel. Wie viele davon wohl in Nürnberg ankommen?

Martin Mai

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