Die Nürnberger Messe erobert Indien

Öko-Schau BioFach in der Millionen-Metropole Mumbai: Der Subkontinent will zum weltgrößten Bio-Hersteller werden
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Mit Bio-Landbau gegen die Armut: Frauen der Öko-Farm Kargappa bei Bangalore ernten Chili-Schoten.
Winfried Vennemann 2 Mit Bio-Landbau gegen die Armut: Frauen der Öko-Farm Kargappa bei Bangalore ernten Chili-Schoten.
Bijay Pandey (l.) und Madananjay Sharma haben Erfolg mit ihrer Öko-Ladenkette „Down to Earth“.
Winfried Vennemann 2 Bijay Pandey (l.) und Madananjay Sharma haben Erfolg mit ihrer Öko-Ladenkette „Down to Earth“.

Öko-Schau BioFach in der Millionen-Metropole Mumbai: Der Subkontinent will zum weltgrößten Bio-Hersteller werden

NÜRNBERG/MUMBAI/BANGALORE Im Dorf mit dem unaussprechlichen Namen Jinkkebachhahalli im Hinterland der südindischen IT-Metropole Bangalore herrscht Aufbruchstimmung. Stolz zeigt Landwirt Kargappa seine Kartoffel-Äcker. Tochter und Ehefrau präsentieren feuerrote Chili-Schoten aus eigener Produktion. Kargappa ist vor einem Jahr Öko-Bauer geworden, zusammen mit weiteren 50 Landwirten aus dem Dorf. „50 farmers, 50 hektars“ sagt er immer wieder, um deutlich zu machen, wie klein die einzelnen Höfe sind, wie arm die Land-Bevölkerung. Doch Bio ist ihre große Hoffnung – und die Öko-Messe BioFach India in der gut 1000 Kilometer entfernten Mega-Stadt Mumbai.

Zwei Jahre Umstellungsfrist noch, dann bekommen Kargappa und seine Nachbarn endlich das begehrte Bio-Siegel. Doch schon heute kann er für sein Gemüse auf dem Markt 15 Prozent mehr verlangen. Es kommt hinzu, dass er für die teure Spritz-Chemie, die ihm früher finanziell gesehen die Luft zum Atmen nahm, keine Rupie mehr ausgeben muss. Schad-Insekten bekämpft er jetzt mit einem selbstgebrauten Sud, dessen wichtigster Bestandteil die Blätter des bei den Indern heiligen Neem-Baumes ist.

Die Öko-Bauern sind in den letzten Jahren zu den Lieblingen der indischen Regierung geworden. Ein nationales Programm unterstützt den ökologischen Umbau der Landwirtschaft. Ergebnis: Von 2007 bis 2009 hat sich die Öko-Landbaufläche von 538000 Hektar auf 1,2 Millionen Hektar mehr als verdoppelt. Bis 2012 sollen es zwei Millionen Hektar sein. Ehrgeiziges Ziel: Indien, im Vergleich zu anderen Bio-Produzenten eher ein Späteinsteiger, soll zum größten Hersteller von Öko-Produkten weltweit werden. Schon heute ist Indien der wichtigste Produzent von Bio-Baumwolle.

Bio-Läden schießen in den Städten wie Pilze aus dem Boden

Das größte Problem: Den Indern fehlt es sowohl im mit 1,2 Milliarden potenziellen Kunden riesigen Binnenmarkt, als auch für den Export an einer funktionierenden Bio-Infrastruktur. Deshalb setzt man große Hoffnungen in die NürnbergMesse und ihre international hoch angesehene BioFach, die vom 7. bis 9.Dezember im Bombay Exhibition Centre stattfand. Dort kamen die indischen Erzeuger in Kontakt mit dem Weltmarkt.

Für die Nürnberger Messe-Macher ist die BioFach India natürlich noch ein Draufzahl-Geschäft. Aber sie investieren damit in einen absoluten Zukunftsmarkt. Die 750 Millionen Inder, die in Armut leben, täuschen darüber hinweg, dass es inzwischen eine gut verdienende Mittelschicht von 150 bis 200 Millionen Menschen gibt, die sich hochpreisige Bio-Produkte leisten können. Bio-Laden-Ketten wie „Down to Earth“ schießen in indischen Städten wie Pilze aus dem Boden.

Das Preis-Niveau in Indien – bei einer zweistelligen Inflationsrate – ist inzwischen so hoch, dass Bio-Rohstoffe aus Indien für den beinharten internationalen Preiskampf schon zu teuer sind! Die indischen Cashew-Nuss-Bauern erzielen z. B. in Indien höhere Preise für ihr Produkt als im Export! Experten raten den Indern deshalb, die Rohstoffe noch im Land weiterzuverarbeiten. Auch dafür erhoffen sich die Inder Hilfe und Know How aus Deutschland.

Trotz aller Probleme: Mitte des Jahrhunderts, prognostizieren Experten, wird Indien nach China und den USA die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt sein. Die Nürnberger Messe-Macher werden auf allen diesen Boom-Plätzen vertreten sein.

W. Vennemann

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.