Die Lieblinge hochkreuzeln

"Afrobeat boomt" lautet die Analyse. Gute Stimmung allenthalben: Youssou N’Dour und viele Stars beim 20. Africa Festival Würzburg.
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Eröffnet mit Publikumsliebling Youssou N?Dour  das Festival-
NBGPC Eröffnet mit Publikumsliebling Youssou N?Dour das Festival-

"Afrobeat boomt" lautet die Analyse. Gute Stimmung allenthalben: Youssou N’Dour und viele Stars beim 20. Africa Festival Würzburg.

Was für schwarze Politik gilt, könnte auch für schwarze Musik gelten: Keine Experimente sagten sich jedenfalls diejenigen, die an der Internet-Abstimmung zum 20. Africa Festival in Würzburg teilnahmen und dabei ihre Bühnenlieblinge mit Aussicht aufs Wiederhören bei Europas größtem Treffen dieser Art hochkreuzeln durften. Ganz an der Spitze landete Senegals Superstar mit der Goldglanz-Stimme, Youssou N’Dour. Von Überraschungen kann man auch bei den anderen Gästen des glänzenden Jubiläumsprogramms (vom 2. bis 25. Mai nur bedingt sprechen. So treten etwa die frisch gebackene Grammy-Trägerin Angelique Kidjo, der von Peter Gabriel geschätzte sanfte Poet Habib Koité, Reggae-Star Alpha Blondy und Südafrikas Jazz-Pionier Hugh Masekela auf. Nur Miriam Makeba fiel durchs Wunschkonzert-Raster: „Mama Africa“ hatte ihre Karriere schon vorher für beendet erklärt.

Es ist eine Massenbewegung mit Nadelöhr, die über die Jahre – die Veranstalter vom gemeinnützigen Afro Project haben genau mitgezählt – 1,4 Millionen Besucher zum authentischen Import-Basar mit Tuareg-Lager und Havanna-Club angezogen haben. Denn ganz am Ende des Areals, wenn der Besucher die manischen Freizeit-Trommler, die netterweise immer den Resonanzraum unter der Friedensbrücke (ja, so heißt die!) für ihr Dadadumm-dada-dumm nutzen, also ganz am Ende, hinter den Duftwänden der Gastromeile, steht das Zirkus-Zelt für die abendlichen Doppelpack-Konzerte vor etwa 3000 Gästen. Für Dauerkarten-Liebhaber wird’s da erfahrungsgemäß schon Monate vorher eng.

Größen am Start

So steuert auch acht Wochen vorher der Freitagabend mit Youssou N’Dour und Habib Koité Richtung ausverkauft. Angelique Kidjo aus Benin, 2006 in überzeugender Form, teilt sich das Konzert mit Mpho Motheane aus Kapstadt, wieder eine Neuentdeckung, die zum Deutschland-Debüt als Nachfolgerin Miriam Makebas gereicht wird, auch wenn Mpho auf Township-Jive setzt. Beschlossen wird das 20. Festival von Legendär-Trompeter Hugh Masekela, der mit John Coltrane, Miles Davis, John Coltrane und Paul „Graceland“ Simon spielte, und hier auf Reggae-Held Alpha Blondy von der Elfenbeinküste trifft. Jazzig auch der Auftakt mit Afro-Pionier und Saxophonist Manu Dibango, der schon vor 25 Jahren mit seinem Mokassa-Party-Sound den Funk einschloss. Lokua Kanza, der Melodiker des Eröffnungsabends, arbeitete im europäischen Brückenkopf Paris schon für Dibango, aber auch für N’Dour.

Jenseits der aktuellen von André Heller losgetretenen „Afrika Afrika“-Belustigung und der hartnäckigen „Weltmusik“-Welle entdeckt der westliche Indie-Rock inzwischen das rhythmisch und positive Potenzial afrikanischer Musik: „Afrobeat boomt“ lautet die Analyse, die auf Bands wie Foals und Vampire Weekend zielt. Aber auch der Original-Import rollt. Auf der Offenen Bühne, die sich zur Feier des Tages mit den Tambours de Brazza eine Trommelgewitterfront leistet, die auch schon mal beeindruckend durchs Zirkuszelt zog, sind mit Mali-Blueser Vieux Farka Touré, dem Sohn von Ali Farka, der nigerianischen Soul-Hoffnung Asa und dem schleppenden Tuarock von Toumast aus dem Niger reichlich Belege unterwegs. Bei einem Festival, das Kopierschutz für „das Original“ erhebt und sich wieder auf Kerngebiete konzentriert. Musikalisch und politisch. Ein Festival-T-Shirt, das Rassismus einen Strich durch die Rechnung macht, soll als tragbares Glaubensbekenntnis dienen. Sicher ist sicher.

Andreas Radlmaier

Info: www.africafestival.org

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