Die kleine Fatma: von der Mutter entführt

Fatma (2) wurde aus ihrer Pflegefamilie gerissen und zur Familie des Vaters in die Türkei gebracht. Ihre Pflegemutter kämpft um das Kind. Aber das Familiengericht wies jetzt ihren Antrag zurück
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Ihr Spielzeug wartet: Fatmas Kinderzimmer in Regensburg.
AZ Ihr Spielzeug wartet: Fatmas Kinderzimmer in Regensburg.

REGENSBURG - Fatma (2) wurde aus ihrer Pflegefamilie gerissen und zur Familie des Vaters in die Türkei gebracht. Ihre Pflegemutter kämpft um das Kind. Aber das Familiengericht wies jetzt ihren Antrag zurück

„Fatma nennt mich „Mama“, mein Lebensgefährte ist ihr „Papa“, berichtet Pflegemutter Lisa Katter (Namen geändert). Doch am 30. Dezember geschah das Unfassbare: Fatma wurde ihrer „Mama“ gewaltsam entrissen. „Die leibliche Mutter von Fatma holte das Kind bei einem der regelmäßigen Kontakttermine bei der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) ab. Als ich das Mädchen ein paar Stunden dort später abholen wollte, war Fatma nicht da“, erinnert sich die Regensburgerin an die traumatischsten Stunden ihres Lebens.

Die leibliche Mutter entführte das Kind und brachte es über Rumänien in die Türkei. Dort lebt es seitdem bei der Familie des Vaters. Der möchte, dass das so bleibt, obwohl er selber in Deutschland lebt und arbeitet. Und bekam gestern vom Regensburger Familiengericht Recht. Dabei berufen sich die Richter auf ein Gutachten, dass das Kindeswohl in der Türkei nicht gefährdet sieht.

„Die Gutachterin hat Fatma gerade einmal sieben Stunden gesehen“, kritisiert Lisa Katter das Verfahren. Vom Trauma durch die Entführung, davon dass Fatma nicht türkisch spricht und mit niemandem über die Entführung reden kann, ist nicht mehr die Rede.

Auch die Stimme von Regensburgs Bürgermeister Joachim Wolbergs verhallte ungehört: „Die beste Lösung wäre“, so hatte er vor dem Urteil gesagt, „wenn Fatma wieder bei ihren Pflegeeltern in Regensburg wäre.“ Zu dem selben Schluss kommt eine Psychologin: Zwischen Kind und Pflegeeltern ist nach 21 Monaten eine „faktische Eltern-Kind-Beziehung“ eingetreten, stellt die Gegengutachterin fest. Das Trauma der Entführung und den Verlust ihrer Hauptbindungsperson habe Fatma allenfalls verdrängt.

So bleibt Lisa Katter im Moment nur die Erinnerung an Fatma. „Sie ist so intelligent, zurückhaltend, hat gerne beobachtet“, beschreibt sie ihre geliebte Pflegetochter.

Lisa Katter hat zwar geahnt, dass das Gericht gegen sie entscheiden würde, da noch nicht einmal eime Anhörung vorgesehen war, ihre Tränen konnte das gestern nicht aufhalten. Aber die Regensburgerin bleibt weiter kämpferisch. „Wir gehen zum Oberlandesgericht in Nürnberg.“ Dort hofft sie auf ein anderes Urteil. Und dass Fatma dann doch bald zu ihrer „Mama“ zurückkehrt.

John Schneider

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