Die Helden der Linie 287

Der Busfahrer bekam einen Krampfanfall: Zwei beherzte Passagiere brachten das Gefährt zum Stehen.
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Die zwei "Aushilfs-Busfahrer": Murat Raimi (20, li.) und Klaus-Dieter Menzel (73) steuerten den führerlosen Bus.
bayernpress.com Die zwei "Aushilfs-Busfahrer": Murat Raimi (20, li.) und Klaus-Dieter Menzel (73) steuerten den führerlosen Bus.

Der Busfahrer bekam einen Krampfanfall: Zwei beherzte Passagiere brachten das Gefährt zum Stehen.

ERLANGEN Walter G. ist 56 Jahre, von Beruf Busfahrer für die Erlanger Stadtwerke, früher chauffierte er Autokräne, einen Unfall hatte der leidenschaftliche Kajakfahrer noch nie. Jetzt wäre es beinahe passiert. Der Erlanger erlitt einen Krampfanfall – ausgerechnet am Steuer des Busses der Linie 287. Fahrerlos wäre das tonnenschwere Gefährt mit einem guten Dutzend Fahrgästen an Bord über die Gebbertstraße gerollt. Dank zweier Passagiere kam nichts und vor allem niemand zu Schaden.

„Ich kam gerade von einer Wanderung und saß ganz vorne“, erinnert sich Klaus-Dieter Menzel, „ich bemerkte, dass sich der Busfahrer komisch verhielt.“ Als Menzel ihn ansprach, „hatte er schon Schaum vor dem Mund und zuckte.“ Der ehemalige Diplom-Ingenieur griff sofort ins Lenkrad. „Aber da waren so viele Übergangsinseln. Es war schwierig drumrum zu steuern.“

Einer der Retter hat noch nicht mal seinen Führerschein

Sekunden später bekam der Rentner Hilfe von Murat Raimi (20), der ganz hinten gesessen hatte: „Ich hatte furchtbar Herzklopfen wie wir den Bus jetzt zum Stillstand kriegen sollen“, schildert der junge Mann, der gerade noch dabei ist, seinen Führerschein zu machen. „Es lenkt sich auf jeden Fall schwerer als bei einem Auto.“

Die größte Angst der beiden Helden: Dass der krampfende Busfahrer mit seinem Bein aufs Gaspedal drückt. Mit vereinten Kräften drückten sie den Körper des Mannes nach hinten. Hupten, um die anderen Verkehrsteilnehmer zu warnen. Nach mehreren hundert Metern gelang es dem Duo in Gemeinschaftsarbeit, den Zündschlüssel zu ziehen. Der Bus kam sogar an der richtigen Haltestelle zum Stehen.

Busfahrer Walter G. kann sich an nichts erinnern

„Ein entgegenkommender Linienbus-Fahrer erkannte auch die gefährliche Situation, hielt an, lief zu dem Bus hinüber und zog schließlich die Handbremse an“, erklärt Polizeisprecher Michael Sporrer.

Walter G. kann sich an den epileptischen Anfall nicht erinnern, von dem er sich in der Neurologie der Erlanger Uni-Klinik erholt. „Ich bin erst wieder hier wachgeworden.“ Der 56-Jährige hat eine Blutung im Gehirn, die ihm die Spezialisten entfernen müssen. „Eigentlich geht es mir gut. Mit dem Busfahren wird es wohl nichts mehr – aber ich bin froh, dass dank der beiden Männer nichts passiert ist.“

Die zwei würden es jederzeit wieder tun. Menzel: „Es ist nicht schwer, zu helfen. Jeder kann zupacken!“ A. Uhrig

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