Die Grusel-Show der Gespinstmotten

MÜNCHEN/NÜRNBERG - Die Raupe sorgt für gespenstische Parks mit eingesponnenen Bäumen und Sträuchern – doch fürchten muss sich vor ihr niemand. Die Raupe ist ein Menschenfreund - sie bevorzugt seine Nachbarschaft
Dieser Tage legt sich blanker Schrecken auf die Büsche und Bäume der Nürnberger Parkanlagen. Silbern-graue Netze entspinnen sich zwischen Ästen und Sträuchern. Der Marienbergpark erscheint wie die perfekte Kulisse für einen Horrorfilm.
Verantwortlich für die Grusel-Show ist die Gespinstmotte, eine Raupenart, die sich im Frühjahr ausbreitet und in Bäumen und Sträuchern Schutz sucht. „Die silbernen Netze dienen der Raupengesellschaft, um sich vor Feinden zu schützen“, erklärt Diplom-Biologe Erwin Rennwald. Der Schrecken des Menschen ist der Schutz der kleinen Tiere. Denn in den Gespinsten, wie die Netze in der Fachsprache heißen, suchen sie Schutz vor Vögeln und Insekten.
Münchner Parks werden ebenfalls alljährlich eingemottet, doch die Raupe ist heuer weniger aktiv als bei den fränkischen Nachbarn. „Die Gespinstmotte kommt auch in München jedes Jahr vor, ist aber harmlos. Einzelne Bäume werden befallen, aber die verkraften das immer ganz gut“, sagt Björn Potthast von der bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung. Doch ist die Raupe auch für den Menschen harmlos?
„Von der Gespinstmotte geht keine Gefahr für den Menschen aus“, sagt Experte Rennwald. Auch wer die Gespinste im Garten findet, braucht sich nicht zu sorgen. Der Raupe schmecken nämlich nur zwei Pflanzen: Traubenkirsch und Pfaffenhütchen. Zwar werden auch andere Sträucher eingesponnen, allerdings nicht befallen.
Ohnehin möchte sich die Raupe mit dem Menschen gut stellen, denn sie bevorzugt seine Nachbarschaft. „In der freien Natur sind Gespinstmotten fast seltener anzutreffen als etwa in von Menschen genutzten Parks und Gärten“, so Rennwald. Ebenfalls beliebt sind die Bepflanzungen an den Mittelstreifen von Autobahnen.
Nicht jede Raupenart, die man in öffentlichen Parks trifft, ist so harmlos wie die Gespinstmotte. Die Puppen und Raupen des Eichenprozessionspinners befallen Eichen und Hainbuchen. Die Raupen haben Gifthärchen mit Widerhaken. Die enthalten ein Nesselgift und können beim Menschen Allergien auslösen. Daher sollte man den Kontakt mit Eichenprozessionsspinnern unbedingt meiden, rke