Die Frau ist eine Schande für das Wort "Mutter"
Melanie F. (22) aus Pegnitz misshandelte ihren neugeborenen Sohn so heftig, dass er für immer schwerstbehindert bleibt. Ihr zweites Kind schlug sie tot
BAYREUTH Diese Frau ist eine Schande für das Wort „Mutter“: Sie schüttelte ihren Sohn zwei Tage nach der Geburt zum Intensiv-Pflegefall. Und ein Jahr später schlug sie ihre erst eine Woche alte Tochter tot! Seit gestern steht Melanie F. (22) vor Gericht.
Der Richter am Landgericht Bayreuth brauchte gestern viel Geduld. Fast drei Stunden dauert das Geständnis der wegen des gewaltsamen Todes ihrer sieben Tage alten Tochter Amelie angeklagten Mutter zum Prozessauftakt. Die Reinigungskraft aus Pegnitz gab zu, das winzige Mädchen im Oktober 2009 mehrmals und stark mit der Hand auf den Kopf geschlagen zu haben. Der unfassbare Grund: weil es weinte und still sein sollte. Der Säugling erlitt durch die Schläge mehrere Schädelbrüche und massive Hirnblutungen, starb wenig später in einer Klinik.
„Ich war außer mir vor Wut auf mich selbst“
Sie gestand auch, ein Jahr vorher ihren damals zwei Tage alten Sohn Raphael in der Geburtsklinik so heftig geschüttelt zu haben, dass er eine Hirnblutung erlitt und seither schwerstbehindert ist. Er hatte geweint, sie wollte ihn ruhig stellen. „Überfordert war ich, allein“, so die 22-Jährige. „Ich war außer mir vor Wut auf mich selbst“, erklärte sie. Danach habe ihr alles sehr leid getan. Sie habe ihre Kinder aber geliebt.
Der Staatsanwalt wirft der Frau Totschlag sowie schwere Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen vor. Sie geht davon aus, dass Melanie F. den Tod ihrer Tochter zumindest billigend in Kauf nahm. Über die Folgen der Gewalteinwirkung habe sie durch ihren Sohn Bescheid wissen müssen.
„Ich habe mich auch auf das zweite Kind gefreut.“
Leise und emotionslos schildert Melanie F., wie sie den Vater ihrer beiden Kinder 2007 in einer Diskothek kennengelernt hatte und wenig später von ihm schwanger wurde. Obwohl sie mehrere Monate mit ihm zusammen gewesen sei, wisse sie nicht viel von ihm. Er sei deutlich älter, pakistanischer Abstammung und habe sich erst mit ihr auf das gemeinsame Kind Freude.
Allerdings flaute das Interesse an ihr dann rasch ab. Nach Raphaels Geburt kümmerte sich der Mann kaum mehr um sie. Dennoch traf sich Melanie F. weiter mit ihm, wurde schnell wieder schwanger. Eine Abtreibung sei für sie nicht infrage gekommen. „Ich habe mich auch auf das zweite Kind Freude.“
„Ich hab' darauf vertraut, dass schon alles gut gehen wird“
Trotz ihrer Vorgeschichte, über die sie ihre Mutter erst kurz vor Amelies Geburt eingeweiht haben will, habe sie keine professionelle Hilfe in Anspruch genommen. „Ich hab' darauf vertraut, dass schon alles gut gehen wird“, sagte sie gestern. Ihren Vater ließ sie nach eigenen Angaben im Glauben, die Ärzte seien Schuld am Zustand des Babys.
Der schwer pflegebedürftige Raphael und sie lebten damals in der Wohnung ihrer Eltern in Pegnitz. Der Kleine wurde rund um die Uhr von Krankenschwestern betreut. Als am 10. Oktober 2009 Amelie beim Versuch, sie zu füttern, nicht mehr zu weinen aufgehört habe, schlug die junge Mutter wieder zu. „Ich wollte ihr nicht wehtun.“
Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil soll nächsten Mittwoch fallen. Brigitte Caspary
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