Die Einheit für Minuten
Die ganze Region soll sich bewegen beim Festival »tanzen!08«. Die Zuschauer sollen aktiv mitmachen am Event und nicht nur konsumieren. Aber auch zum Betrachten gibt es genug. Neben vielen Filmen gibt es auch Gastspiele, eine Tanzbörse und eine Reihe von Modellversuchen mit Kids von zwei Hauptschulen.
Den absolut korrekten Hinweis, dass Nürnberg eine Stadt der Bewegung sei, wird man nächsten Monat endlich in neuem Licht sehen können. Vom 2. bis 19. April findet im Großraum (also auch in Erlangen, Fürth und Schwabach) das Festival „tanzen!08“ statt – und das hat mit dem Motto „Die Region bewegt sich“ schon mal auf die geforderte Haltung des Publikums hingearbeitet. Nicht vorrangig konsumieren sollen die Zuschauer, sondern mitmachen. Zum Finale, dem spektakulären „Le Bal Moderne Simultan“, sogar mit gleichzeitig in allen Städten per Videoschaltung verbundener Tanz-Aktion, die für Minuten „eine virtuelle Einheit“ versprechen.
Tanzen soll sich öffnen.
„Tanz boomt“, sagt Kulturreferentin Julia Lehner und verspricht, dass die Szene „aus dem Elfenbeinturm geführt“ wird. Ein gewaltiges Programm, das diese Ankündigung einlösen soll. So vielfältig, dass der theoretisch wünschbare Gesamtblick wohl illusorisch bleiben muss.
„Eine Kunstform abbilden“ heißt es über den Teil des Konzepts, der sich mit der Darstellung regionaler Initiativen befasst. Dazu gehört eine „Tanzbörse“ (6. April in der Fürther Stadthalle mit hundert Aufführungspröbchen), eine Reihe von Modellversuchen (mit Kids von zwei Hauptschulen in St. Leonhard und mit 65 Jugendlichen der Erlanger Penzoldt-Schule) und der unheimlichen Fürther Begegnung von HipHop und Cha-Cha-Cha bei „cool memories“ mit integriertem Generationssprung. In Nürnberg wird das Kunst-Kultur-Quartier zum interaktiven Tanzhaus „von früh bis spät“ und die Räume des Kunsthauses öffnen sich für spartenübergreifende Absichten. In Erlangen steht ein Zelt in der Innenstadt, in Fürth konzentriert sich fast alles aufs Kulturforum, wo sowohl die Performance-Aktivisten von She She Pop wie auch die „Well-Buam“ der Biermösls zur jeweils bevorzugten Art der rhythmischen Fortbewegung rufen.
Neben vielen Filmen gibt es auch einige ganz normale Gastspiele, bei denen das ansonsten verpönte „Betrachten“ denn doch erlaubt ist. Die Batsheva Dance Company wäre auch so im Fürther Theaterprogramm, aber Constanza Macras mit ihrer Berliner Truppe in der Tafelhalle und Black Blanc Beur aus Frankreich im Markgrafentheater (sie hatten mal im Nürnberger Opernhaus ein Jeans-Musical kreiert) gelten als Highlights. Folgen sind bereits in Arbeit: 2010 macht die „Tanzplattform Deutschland“ in Nürnberg Station, und da darf man Aufführungen wieder einfach schauen und bestaunen. D.S.
Infos über 74 Vorstellungen an 17 Tagen unter www.tanzen08.de
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