Die eigene Bedeutung immer im Blick

Das Erlanger Poetenfest endete mit einem Autorenselbstporträt von Murathan Mungan
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Verwechselte beim Autorenporträt in Erlangen zuweilen Selbstbewusstsein mit Eigenlob: der türkische Autor Murathan Mungan.
Erich Malter Verwechselte beim Autorenporträt in Erlangen zuweilen Selbstbewusstsein mit Eigenlob: der türkische Autor Murathan Mungan.

NÜRNBERG - Das Erlanger Poetenfest endete mit einem Autorenselbstporträt von Murathan Mungan

Suu gänger die Gäng: Während der Historiker Karl Schlögel und Wilfried F. Schoeller im Markgrafentheater ermüdend den Stalinismus umkreisten, räumten im Erlanger Schlossgarten die Techniker schon die Stühle des Poetenfests zusammen. In der Diskussion leerten sich allmählich die Reihen, weil Schlögels Schreib-Methode ausführlich zerredet wurde, die Vorgänge in Moskau im Jahr 1937 dabei aber etwas auf der Strecke blieben.

Am Nachmittag hatten die Besucher noch einmal den abgelaufenen Rasen gestürmt, um María Cecilia Barbetta (die über emotionale Wirrnisse in einer Schneiderei las), Ursula Krechel oder Klaus Modick (beide hatten anrührend-spannende Exilanten-Romane im Gepäck) zu erleben. Vergeblich warteten manche auf Bachmann-Preisträger Tilman Rammstett — wie am Vorabend schon Feridun Zaimoglu sagte er kurzfristig ab.

Dafür blieb auf den grünen Plastikstühlen mit Buchanbindung vor der Orangerie selten ein Platz frei. Im Schatten der Bäume schien manch einer das Lesepensum eines ganzen Sommers schaffen zu wollen.

Das abschließende Autorenporträt des Poetenfests weist Wochen voraus: Die Frankfurter Buchmesse wählte sich die Türkei zum Schwerpunkt, und Murathan Mungan machte sich in Erlangen warm fürs publikumswirksamere Schaulaufen am Main. Auf türkisch las er aus seinem gerade erschienenen Roman „Tschador“ (Blumenbar Verlag), Recai Hallac wiederholte die Passagen auf Deutsch und übernahm anschließend das Dolmetschen. Eine Diskussion allerdings fiel aus: Mungan monologisierte nicht ohne Charme, aber zunehmend eitel über die Bedeutung seiner Texte in der Türkei und die Gründe seines Erfolgs. Zum Beispiel: „Ein jüngerer, geschwätzigerer Autor hätte Schwierigkeiten, das Thema so ökonomisch zu gestalten.“ Im Gegensatz zu seinem packenden Roman war dieser Auftritt Geschmackssache. GK

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