Die dunkle Seite der Domspatzen
Im Bistum Regensburg und bei den Regensburger Domspatzen sind seit Ende des Zweiten Weltkrieges Dutzende Kinder von Priestern sexuell missbraucht worden. Das Bistum und die Regensburger Domspatzen wollen den sexuellen Missbrauch von Kindern in ihren Reihen aufarbeiten. Dazu sei eine Zusammenarbeit mit der Opferhilfe „Weisser Ring“ vereinbart worden.
Sämtliche Fälle würden von einem Rechtsanwalt unabhängig und ergebnisoffen aufgeklärt, teilte der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs gestern mit. Erstmals äußerten sich Verantwortliche in einer Pressekonferenz öffentlich zu den Missbrauchsfällen bei dem weltberühmten Chor. Kircheninternen Nachforschung zufolge waren seit Ende des Zweiten Weltkrieges rund 80 Kinder von Priestern und Lehrern im Bistum Regensburg missbraucht worden, darunter auch bei dem weltberühmten Chor. Konkrete Zahlen von Übergriffen bei den Domspatzen wurden nicht genannt. Domkapellmeister Roland Büchner entschuldigte sich bei den Opfern „in tiefer Erschütterung und Scham“ und bat um Vergebung. „Für die Öffentlichkeit ist es notwendig, eine unabhängige Institution einzuschalten, die eine Begutachtung der im Raum stehenden Taten, Vorwürfe und Verdächtigungen vornimmt und berichtet.“
Ein Opferanwalt wird mit Betroffenen Kontakt aufnehmen
Bei den Domspatzen gebe es seit Jahren ein Arbeitskreis Prävention, in dem Schüler, Eltern und Lehrer für das Thema sensibilisiert werden. Zudem sei ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis für alle Mitarbeiter sowie eine Fortbildung zur Prävention sexualisierter Gewalt verpflichtend. „Ich springe in kaltes Wasser, in ein Becken dessen Tiefe ich nicht kenne“, sagte der mit der Begutachtung der Missbrauchsfälle bei den Domspatzen beauftragte Rechtsanwalt, Ulrich Weber.
Der langjährige Opferanwalt vom „Weissen Ring“ wolle mit den Betroffenen und den Missbrauchsbeauftragten des Bistums sprechen. Zudem darf er auch Geheimarchive sowie Personalakten und persönliche Notizen des Generalvikars einsehen. Nach derzeitiger Planung wird in etwa einem Jahr ein Abschlussbericht erstellt sein. „Mein Ziel ist es, Transparenz zu schaffen, strukturelle Defizite im Umgang mit Missbrauchsfällen aufzuzeigen und die Präventionsarbeit zu verbessern“, betonte Weber.
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