Die drei U-Bahn-Schläger: Ihr Opfer bleibt halb taub

Die Täter stehen seit gestern in Nürnberg vor Gericht. Sie gestanden. Für das Opfer kein Trost.
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Die Täter stehen seit gestern in Nürnberg vor Gericht. Sie gestanden. Für das Opfer kein Trost.

NÜRNBERG Wer hat ihn so zugerichtet? Diese Frage treibt Markus B. (Name geändert), das Opfer der brutalen Prügelorgie im Januar diesen Jahres, bis heute um. Was damals genau in der Königstorpassage im Nürnberger Hauptbahnhof passiert ist, daran kann sich der 30-Jährige kaum erinnern, sagte er gestern vor dem Landgericht Nürnberg aus. Bis zur Bewußtlosigkeit hatten die drei Angeklagten damals auf ihn eingeprügelt. Mit den Folgen der Gewaltorgie wird Markus B. für immer leben müssen: Auf dem linken Ohr ist er seither halb taub!

Die Attacke selbst dauerte nur wenige Minuten – in diesen malträtierten der Haupttäter Seneca H. (29) und die beiden Mitangeklagten Rubik M. (23) und Ali A. (25) ihr Opfer allerdings wie von Sinnen, prügelten ihn krankenhausreif: Immer wieder krachten die Faustschläge und Fußtritte mit voller Wucht gegen das Gesicht des Nürnberger Studenten, auf den Oberkörper und seinen Unterleib – selbst als er schon am Boden lag.

Keine Chance - die Prügel kam von allen Seiten

„Alles ging so schnell, von allen Seiten habe ich Schläge bekommen“, sagte Markus B. gestern vor dem Landgericht Nürnberg aus. Nur ein Gesicht erkannte er: Das von Seneca.

Warum er in dieser Samstagnacht so ausgetickt ist, dazu äußerte sich der bereits mehrfach wegen gefährlicher Körperverletzung vorbestrafte und arbeitslose Seneca H. gestern nicht. Er und seine Kumpels seien von Disco zu Disco gezogen, er habe viel getrunken und diverse Drogen konsumiert. Dann wollte er eigentlich mit der U-Bahn heimfahren. „Ich habe ein Problem mit Alkohol“, räumte der Schläger gestern ein. Denn er hätte selbst befürchtet, dass er, betrunken wie er war, wieder ausflippen könnte, so wie er es schon so oft getan hatte.

Zu Markus B. Schaden, behielt Seneca recht. Das Opfer erinnert sich: „Als ich auf Seneca traf, begrüßte er mich noch ganz normal.“ Ohne Vorwarnung und ersichtlichen Grund schlug dann die Stimmung um. Aus dem Nichts setzte Seneca den ersten Schlag, ließ in der Folge mehrmals seine Faust auf den Kopf von Markus B. krachen.

Kiefer gebrochen, Trommelfell geplatzt

Zwei Wochen dauerte es, bis die Ärzte den 30-jährigen Studenten wieder einigermaßen hergestellt hatten. Sein Kiefer war gebrochen, sein ganzer Körper mit Prellungen übersät. Das Trommelfell des linken Ohrs war geplatzt, die Netzhaut eines Auges schwer beschädigt. Lange bangte er um sein Hörvermögen, erblindete fast. Auf dem linken Ohr wird er nun nie wieder richtig hören können – auch eine Not-OP konnte daran nichts mehr ändern.

Seit ihren Festnahmen geben sich die drei Täter lammfromm. Markus B. erreichten in den letzten Monaten Entschuldigungsbriefe, er erhielt erste Raten an Schmerzensgeld. Vor Gericht legten die Angeklagten ein volles Geständnis ab. Seneca, der kurz nach der Tat untergetaucht war, gab sich geläutert: „Es war falsch, was ich getan habe. Es kommt nie wieder vor.“

Richter Günther Heydner kündigte bereits gestern an, dass Seneca tatsächlich so schnell keinem mehr Schaden zufügen werden kann. Ihm droht mit sechs Jahren Haft eine hohe Strafe! Der Prozess wird fortgesetzt. M. Pfefferer

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