Die Baustelle, von der keiner was wusste

Seit einer Woche lärmt und staubt es an dem lauschigen Platz im Burgviertel. Die Wirte dort wurden nicht informiert, die Gäste bleiben weg
von  Marlina Pfefferer
Leere Tische und Stühle bei Marco Latino, Junior-Chef vom Gasthaus Zum Albrecht–Dürer-Haus. Er hofft, dass die Baustelle bald weg ist.
Leere Tische und Stühle bei Marco Latino, Junior-Chef vom Gasthaus Zum Albrecht–Dürer-Haus. Er hofft, dass die Baustelle bald weg ist. © bayernpress.com

 

NÜRNBERG Was wird hier eigentlich gearbeitet – und vor allem: Wann ist sie wieder weg, die hässliche und lärmende Baustelle, die den idyllischen Platz am Tiergärtnertor seit rund einer Woche blockiert und verschandelt? Den Wirten dort bleiben die Gäste weg – ausgerechnet jetzt, wo die Sonne vom Himmel strahlt! Vorgewarnt hat sie keiner. Der Ärger ist daher bei den meisten groß.

„Das ist eine einzige Katastrophe“, schüttelt Brigitte Thienwiebel, die Chefin von Kuchlbauer’s wütend den Kopf. Ihr Gasthaus und besonders die 40 Außenplätze sind die Tage mehr als schlecht besucht. „Bei dem Wetter wollen die Leute doch draußen sitzen“, so die Wirtin. Das aber, macht am Tiergärtnertorplatz derzeit wenig Spaß. Von sieben Uhr früh bis um 18 Uhr abends wird zwischen Dürer- und Pilatushaus gebaggert und gehämmert. Es lärmt, es staubt, die berühmte Skulptur des Dürer-Hasen verschwindet hinter Schuttbergen, Bauzäunen und Baggern. Touristen kommen zwar trotzdem noch, lange bleiben will aber keiner. Wirtin Thienwiebel wundert’s nicht: „Das ist doch kein Anblick, und dann noch dieser Lärm dazu.“ Marco Latino, Junior-Chef vom Gasthaus Zum Albrecht-Dürer-Haus, kann nur zustimmen: „Ich würde mich hier auch nicht hinsetzen.“

"Es gibt keinen günstigen Zeitpunkt für solche Arbeiten"

Wie lange sie die Baustelle und damit einbrechende Umsätze noch ertragen müssen, hat den Wirten bislang keiner gesagt. Auch die Anwohner wissen nicht, was da direkt vor ihren Türen vor sich geht. Die Antwort: Veranlasst hat die Großbaustelle die Nürnberger Feuerwehr. Der Anlass ist im Grunde ein sehr guter. Mit den Kabeln und Rohren, die dort verlegt werden, soll das Brandmeldenetz ausgebaut und damit die Sicherheit der Bürger erhöht werden. Der Großteil sei bereits abgeschlossen, so Georg Schuster, Teamleiter des Netzausbaus. Er bedauert: „Einen günstigen Zeitpunkt für solche Arbeiten gibt es leider nie. Wir haben die Arbeiten schon extra nach und nicht in den Osterferien angefangen.“ Die Leute vor Ort zu informieren, sei schlicht nicht vorgesehen.

Brigitte Thienwiebel wäre für eine Vorwarnung dankbar gewesen: „Hätte ich von der Baustelle gewusst, hätte ich das Kuchlbauer’s zugesperrt.“ Bis Anfang nächster Woche soll wieder Ruhe rund um den Dürer-Hasen einkehren. Die Bagger verschwinden, der Boden wird wieder zubetoniert. Allerdings nur vorläufig! Denn nach der Blauen Nacht (28. Mai) rückt SÖR an. Immerhin aber, um den Platz endgültig wieder in seinen urtümlichen, weil kopfsteingepflasterten Zustand zu bringen.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.