DFB droht: Geisterspiel beim nächsten Krawall!

Das tut richtig weh: 50000 Euro Strafe für den Club wegen der Vorfälle in Frankfurt. Die Nürnberger Ultras erklären sich gesprächsbereit.
von  Abendzeitung
"Wir vom Verein haben bislang die Unterstützung und die einzigartigen Choreographien sehr geschätzt."
"Wir vom Verein haben bislang die Unterstützung und die einzigartigen Choreographien sehr geschätzt." © dpa

Das tut richtig weh: 50000 Euro Strafe für den Club wegen der Vorfälle in Frankfurt. Die Nürnberger Ultras erklären sich gesprächsbereit.

„Ich möchte wissen, wie die reagieren würden, wenn ich zu denen in die Baracke gehe und da einen Böller reinschmeiße.“ (Martin Bader)

NÜRNBERG Für den Club-Manager ist allerdings klar, dass er „dies nie machen würde“. Wobei die Antwort der Ultras auf ein derartiges „Attentat“ interessant wäre. Die Reaktion der Gruppierung, die vermeintlich dafür verantwortlich ist, dass der phantastische 3:1-Sieg letzten Samstag in Frankfurt leider nicht das Thema der Woche ist. Sondern drei Böller und eine Leuchtrakete, die aus dem Nürnberger Fanblock auf das Spielfeld geworfen wurden.

Vom DFB-Sportgericht gab’s dafür gestern um 17.01 Uhr die Quittung: 50000 Euro Strafe wegen „mangelnden Schutzes des Schiedsrichters, der Assistenten und des Gegners in Tateinheit mit unsportlichem Verhalten“. Die Eintracht zahlt aus dem selben Grund 25000 Euro. Für den Wiederholungsfall wurde dem Club vom DFB mit Hinweis auf den Strafenkatalog mit einem Geisterspiel oder einer Platzsperre gedroht.

Ultras nachdenklich

Selbst Julius Neumann, Sprecher der Club-Ultras, gesteht: „Die Spielunterbrechung war eine Katastrophe.“ Bevor sich die Ultra-Capos um Neumann heute Nachmittag mit Vereinsvertretern und Heino Hassler vom Nürnberger Fanprojekt treffen, wird es eine interne Aussprache geben. „Wir werden abschließend klären“, sagt Neumann, „ob und inwieweit uns eine Mitschuld trifft.“

Schließlich war Pyrotechnik – der ohnehin verbotene Einsatz von Rauchpulver und Bengalfackeln – laut Neumann „bislang ein akzeptiertes Mittel, was das Kräftemessen der Kurven anbelangt“, erklärt er zur Historie der Ultras-Bewegung. Die ihre Wurzeln in Italien hat und in Deutschland zu Beginn der 90er Jahre die bis dato in Stadien und im Umfeld vorzugsweise dominierenden Hooligans als „erste Kraft“ abgelöst hatte. „Wir haben solche Dinge nie abgelehnt. Jetzt müssen wir das natürlich überdenken“, räumt Neumann ein. Zusatz: „Es wird ein klares Signal von uns geben.“

Am Scheideweg?

Inwieweit die Ultras dem von Bader geforderten „Selbstreinigungsprozess“ Folge leisten, bleibt abzuwarten. Der Manager fordert unmissverständlich: „Die Gruppe muss uns zeigen, welchen Weg sie in Zukunft bestreitet, wie sie sich die Zusammenarbeit mit dem Verein vorstellt, damit wir sie auch ernst nehmen können. Am besten wäre es, sie nennen uns den oder die Namen der Täter von Frankfurt.“ Um sich die vergleichsweise hohe DFB-Strafe per Schadensersatzklage zurückzuholen.

Neumann will sich darauf „nicht einlassen“, sieht in einer „Selbstreinigung“ andere Schwerpunkte. Das „Überdenken von Positionen“ und die „Außendarstellung von UN ’94“. Die in den letzten Wochen schwer gelitten hat. Durch die auch von wahllos um sich prügelnden Polizisten beim Uefa-Cup-Hinspiel in Lissabon ausgelösten Krawalle. Oder den missglückten Stimmungsboykott gegen Bochum, inklusive handfester Keilerei auf Block 8 mit Nicht-Ultras. Und eben jetzt in Frankfurt. Die Nordkurve ist in zwei Lager gespalten.

Warnung an die Ultras

„Wir suchen den Dialog zu allen Cluberern“, hat Neumann in den letzten Wochen bereits Gespräche mit anderen Gruppierungen geführt. Auch Bader möchte nicht zu Sanktionen greifen müssen, fordert unmissverständlich. Bader: „Die Ultras müssen genau aufpassen, dass in ihrem Umfeld nicht eine Brut heranwächst, unter der alle leiden. Wir vom Verein haben bislang die Unterstützung und die einzigartigen Choreographien sehr geschätzt.“

Bei den Tätern von Frankfurt soll es sich um zwei Personen handeln. „Egal, wie viele“, sagt Fanprojektler Hassler. „Die werden sicher nicht ans Messer geliefert. Der Zusammenhalt der Gruppe steht im Vordergrund. Auch wenn die Mehrzahl der Ultras die Aktion in Frankfurt alles andere als positiv sieht.“

Beim Club setzen sie auf Geschlossenheit. Die durch die Aktion „Farbe bekennen“ am Freitag vor dem Spiel gegen Wolfsburg unterstützt werden soll. In Anspielung auf die FCN-Traditionsfarben und die vorwiegend schwarz gekleideten Ultras lautet das Motto: „Rot und Schwarz - für friedlichen Fußball und gegen jede Gewalt.“ Und gegen Böller und Leuchtraketen.

Markus Löser

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