Deutscher Meister im Zungenknoten

Rap-Ikone Kool Savas richtete im Nürnberger Hirsch ein Schweißbad an.
von  Abendzeitung

NÜRNBERG - Rap-Ikone Kool Savas richtete im Nürnberger Hirsch ein Schweißbad an.

Wenn selbst ein so genanntes lokales Qualitätsblatt bemerkt, dass der Mann „mit der deutschen Sprache besser jonglieren kann als so mancher Deutschlehrer“ und dabei bedauert, dass seine Texte „dennoch nie in einem Lehrbuch abgedruckt werden“, muss der Nachhilfeunterricht halt im „Hirsch“ stattfinden. Savas Yurderi alias Kool Savas hat Metaphern und Wortspiele in petto, die Studienrätinnen Blässe und Jugendschützern Zornesröte ins Gesicht zaubern. Seine „Texte f***en alles wie Matrosen auf Landgang“ („Mona Lisa“) – aber sei’s drum, schließlich blickt er auf Meckerer „runter wie im alten GTA“ („Nur ein Spiel“).

Nicht kapiert? Macht nix: Denn während die Epigonen von „Aggro Berlin“ und talentfreie Nicht-Rapper der Bushido-Sonderschule mit pseudorealem Gangster-Versen Bildzeitung und Kinderzimmer bedienen, bleibt der Berliner Wahl-Heidelberger den hehren Prinzipien des Battle Rap treu. Wort-Gewalt statt Mord-Lust. Sprache als Waffe, groteske Reimkaskaden und satte Punchlines: Kool Savas steht nicht umsonst auf turklish für „Kalter Krieg“.

Nach unzähligen Veröffentlichungen mögen die immergleichen Bounce-Beats von Hausproduzentin Melbeatz geneigten Kopfnickern aus den Ohren hängen – live kommt wenig Langeweile auf: Den ausverkauften „Hirsch“ voll im Griff, einen blendend aufgelegten Franky Kubrick als Sidekick, gepflegter Größenwahn, abgrundtiefe Arroganz garantieren Spitzenentertainment.

„Ich komm auf die Bühne/ Leg Hand ans Mic/Fang lang-sam an/Demolier dich am Ende wie van Damme“: Der Deutsche Meister im Zungenknoten richtete ein Schweißbad an.

Steffen Windschall

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