Desaströse Zahlen: Stellenabbau und Gewinneinbruch bei Audi

Gewinn um ein Drittel eingebrochen, Stellenabbau – die Autokrise macht auch vor Audi nicht halt. Das erfordert Korrekturen. Was dem Unternehmen und den Angestellten jetzt droht.
Ralf Müller |
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Das Logo von Audi ist bei der Jahrespressekonferenz an der Felge von einem Auto in der Firmenzentrale zu sehen. Die Zahlen, die der Konzern vorlegt, sind alles andere als gut.
Das Logo von Audi ist bei der Jahrespressekonferenz an der Felge von einem Auto in der Firmenzentrale zu sehen. Die Zahlen, die der Konzern vorlegt, sind alles andere als gut. © Daniel Löb/dpa

Ingolstadt - Immer wenn Konzernchefs von "Behauptung in einem anspruchsvollen Umfeld" sprechen, ist klar: Das abgelaufene Jahr ist nicht glänzend verlaufen. So auch bei der VW-Tochter Audi.

Finanzvorstand Jürgen Rittersberger musste am Dienstag über rückläufigen Absatz, Umsatz und Gewinn berichten. Aber schon 2025 soll es etwas besser werden, versprach der Finanzchef. Gleichwohl werde es im laufenden Jahr "nicht leichter, im Gegenteil". Insgesamt lieferte die Markengruppe "Progressive", zu der Audi, Bentley und Lamborghini sowie Ducati-Motorräder gehören, 2024 weltweit 1,7 Millionen Automobile und 54.500 Zweiräder aus. Die Zahl der verkauften Modelle der Kernmarke Audi sank gegenüber dem Rekord- und Nachholjahr 2023 um 11,8 Prozent auf 1,67 Millionen. Auch der Absatz von vollelektrischen Pkw sank um 7,8 Prozent auf 164.500.

Gewinne gehen zurück – Einbruch um ein Drittel

Der Nettogewinn brach bei einem Umsatz von 64,5 Milliarden Euro (minus 7,6 Prozent) um etwa ein Drittel auf 4,2 Milliarden Euro ein. Auch Premium-Wettbewerber von Audi hatten 2024 kräftige Gewinnrückgänge hinzunehmen, bei ihnen lag der Gewinn aber noch bei 10,4 Milliarden Euro (Mercedes) sowie 7,7 Milliarden Euro (BMW).

Die operative Umsatzrendite sank bei den Ingolstädtern auf 6,0 Prozent. Für die Audi-Pkw wurde gar nur eine Marge von 4,6 Prozent ermittelt. Aufgehübscht wurden die Zahlen durch hohe Margen, die bei Lamborghini und Bentley erzielt werden konnten, allerdings bei niedrigen Stückzahlen und unter Vorjahreswerten.

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Die Audi-Chefs nannten für die Rückgänge eine Vielzahl von Gründen. Allein die Rückstellungen für die Schließung des Audi-Werks in Brüssel betragen 1,6 Milliarden Euro. Die Nachfrage nach vollelektrischen Modellen entwickelt sich in Deutschland nicht wie geplant, auch wegen der Sprunghaftigkeit der staatlichen Förderung, wie man bei Audi anmerkte. Dazu kamen Lieferschwierigkeiten, Kaufzurückhaltung in China und der Wechsel fast der gesamten Modellpalette.

Gernot Döllner (l.), Vorsitzender des Audi-Vorstands, spricht bei der Jahrespressekonferenz in der Firmenzentrale, rechts Jürgen Rittersberger, Vorstand für Finanz und Recht.
Gernot Döllner (l.), Vorsitzender des Audi-Vorstands, spricht bei der Jahrespressekonferenz in der Firmenzentrale, rechts Jürgen Rittersberger, Vorstand für Finanz und Recht. © Daniel Löb/dpa

Sparplan: Eine Milliarde Euro im Jahr und 7500 Jobs

Weil in den nächsten Jahren 20 neue Audi-Modelle auf den Markt kommen und auch Verbrennerfreunden Angebote gemacht werden sollen, rechnet Rittersberger für 2025 mit leicht besseren Zahlen. Kurz vor der Bilanzpressekonferenz gelang es, mit dem Betriebsrat einen Sparplan abzuschließen, der ab 2026 eine Milliarde Euro jährlich einsparen soll. Die deutsche Audi-Belegschaft soll bis 2029 um 7500 Mitarbeiter "sozialverträglich" abgebaut werden, 6000 davon bis 2027.

Andererseits verlängert der Vorstand die Beschäftigungsgarantie bis 2033, spart aber bei den übertariflichen Leistungen. Das geht bei den Beschäftigten durchaus ins Geld. Für das Rekordjahr 2023 hatte Audi eine Mitarbeiterbeteiligung von 8840 Euro pro Beschäftigten ausgezahlt. Gewerkschaftsmitglieder sollen ab 2026 einen zusätzlichen Bonus erhalten.

Ein Audi auf der 22. Auto Guangzhou 2024 im vergangenen November – mit neuem Logo ohne Ringe.
Ein Audi auf der 22. Auto Guangzhou 2024 im vergangenen November – mit neuem Logo ohne Ringe. © VCG/imago

Weiter laufen in Ingolstadt und am zweiten deutschen Standort Neckarsulm Effizienzprogramme mit wohlklingenden Namen wie "Performance Program 14". Durch die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Staatskonzern SAIC und – über den VW-Konzern – mit dem US-Elektropionier Rivian erwarten die Audi-Chefs ein höheres Innovationstempo. Das in China erstmals ohne Ringe vorgestellte Modell trägt "AUDI" in Großbuchstaben.

In der Motoren-Strategie sind Korrekturen zu erwarten. Ursprünglich wollte Audi ab 2026 keine neuen Benzin- und Diesel-Modelle mehr auf den Markt bringen. Je nach Verkaufsregion werde man über die "Verbrennerlaufzeiten" noch einmal nachdenken, sagte Vorstandsvorsitzender Gernot Döllner.

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  • AufmerksamerBürger am 18.03.2025 18:21 Uhr / Bewertung:

    Das Wirtschaftsziel der noch amtierenden und auch der kommenden Regierung ist mit dieser guten Nachricht erreicht.
    Weniger produzierte Autos bedeutet weniger Energieverbrauch einmal schon direkt bei der Herstellung und dann wiederum, jedes nicht hergestellte Auto fällt als Energieverbraucher weg.
    Auch die grünen Schikanemaßnahmen gegen das Auto und seine Fahrer, wie etwa Wegfall der Parkmöglichkeiten, sinnlose Tempolimits, konsequente rote Welle als Ausdruck der Bosheit, trägt Früchte, wie man sieht.
    Nicht vergessen werden darf der kühne Schachzug des Wirtschaftsministers Habeck, der durch unsinnige Förderversprechen die Automobilfirmen geschickt in die Falle der e-Autos gelockt hat.
    Dass diese nicht umsetzbar sind, war Grundschülern bereits klar, aber die gierigen Manager strichen gerne die Boni ein.

  • Dorothea S. am 18.03.2025 17:26 Uhr / Bewertung:

    Liebe Autobauer, Audi, BMW und wer ihr alle seid, solange ihr den Mitarbeitern ordentlich Bonus zahlen könnt, allen, auch eueren Rentnern der Autobauerfamilie neue Autos hinterher werft und den Mitarbeitern Fitness Studio und Urlaub im Konzerneigenen Hotel spendiert, hält sich mein Mitleid in Grenzen. Und der Staat soll hier jetzt wieder helfen? Der Sparkurs gilt auch für Autobauer! Das grüne Münchner Rathaus hasst Autofahrer, Parkplätze weg, teuerere Parkgebühren, Tempo 30 bald überall, vielleicht kaufen auch deshalb die Menschen weniger Autos.

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