Desaster im Skandal

Matthias Maus, Chefreporter der AZ, über falsch verstandene Lebensmittelkontrollen
von  Matthias Maus
Ein Lebensmittelkontrolleur auf 500 Geschäfte? Offensichtlich spart der Staat an der falschen Stelle
Ein Lebensmittelkontrolleur auf 500 Geschäfte? Offensichtlich spart der Staat an der falschen Stelle © dpa

Matthias Maus, Chefreporter der AZ, über falsch verstandene Lebensmittelkontrollen

500 Geschäfte – so viele Bäcker, Metzger, Lebensmittelmärkte soll ein Kontrolleur im Auge behalten? – Man fasst es nicht! Das an sich ist schon ein unhaltbarer Zustand, noch unhaltbarer als offenbar die Hygieneverhältnisse bei Großbäcker Müller. Es sieht nicht nur so aus, es ist offensichtlich: Wieder einmal spart der Staat an der falschen Stelle. Und nicht nur das: Der Umgang der Behörden mit dem Skandal ist ein Desaster. Natürlich kann eine Kontrollbehörde nicht alles wissen. Aber wenn im Bereich der täglichen Daseinsvorsorge schon mal ein schwarzes Schaf auffällt, dann hat der Konsument jedes Recht, minutiös und blitzschnell aufgeklärt zu werden.

Das ist im vorliegenden Fall ganz offensichtlich nicht geschehen. Seit Jahren war das Unternehmen im Visier der Ermittler. So schlimm waren die Verstöße, dass zwei Mal 25.000 Euro Bußgeld verhängt wurden. So krass die Missstände waren, so wenig hielten es die Bürokraten für nötig, die Verbraucher vor Kakerlaken und Mäusedreck zu schützen. Hat der Staat lieber weiterkassiert beim großen Gewerbesteuerzahler, als die Konsequenzen zu ziehen? Allein dieser Verdacht darf nicht stehen bleiben!

Hinhalten, vertuschen, bröckchenweise informieren: Das ist nicht der Stil einer Kontrollbehörde in einer demokratisch-transparenten Informations-Gesellschaft, sondern die Tradition einer Geheimpolizei im Obrigkeitsstaat. Mit diesem Ungeist muss ein für alle Mal Schluss sein.

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