Der „tiefste Deutsche“ kommt aus Gräfenberg
Marinesoldat Andreas Güldner taucht erneut über 70 Meter tief ohne Atemgerät
GRÄFENBERG Seine Kameraden in der Minentaucherkompanie in Eckernförde an der Ostseeküste nennen ihn respektvoll den „tiefsten Deutschen“. Andreas Güldner aus Gräfenberg hält mit 71 Metern den Tiefenrekord im Tauchen ohne Atemgerät, dem Apnoe-Tauchen. Im Sommer will der 22-Jährige im ägyptischen Dahab seinen eigenen Rekord um einen Meter verbessern.
„Wenn ich ins Wasser gehe, lasse ich komplett los“, sagt Güldner. „Ich bin extrem happy in der Tiefe. Wenn es nach mir ginge, würde ich am liebsten komplett da unten bleiben.“ Nach einer kaufmännischen Ausbildung ging er im Sommer 2005 nach Ägypten, arbeitete dort als Tauchgruppenführer. Dort entdeckte er seine Leidenschaft für das Tieftauchen ohne Atemgerät. Schnell stieß er dabei bis in Tiefen von rund 60 Metern hinab. Eine Leine dient ihm auf dem Weg nach unten als Orientierung. „Unten herrscht ein sehr zeitloses Gefühl, mein Herzschlag verlangsamt sich auf vielleicht 15 Schläge pro Minute“, sagt Güldner.
Der 24. April 2006 wurde zu seinem persönlichen „Schlüsselerlebnis“. Güldner war an diesem Abend im ägyptischen Dahab mit zwei Tauchfreunden verabredet. Er verspätete sich jedoch um 20 Minuten. Kurz bevor er den Treffpunkt erreichte, zündete ein Selbstmordattentäter Splitterbomben. Über zwei Dutzend Menschen starben. „Damals fasste ich den Entschluss, zur Marine zu gehen, um solche Terroranschläge verhindern zu helfen“, sagt er.
Neben dem Beruf hat Güldner noch ein ungewöhnliches Hobby: Seit dem 7. März darf sich Güldner mit Minentaucher Finn Häcker Vize-Weltmeister im Unterwasser-Eishockey nennen. Bei den Titelkämpfen unter der Eisdecke eines Kärntner Sees mussten sich die beiden Taucher erst im Finale der Mannschaft Österreichs geschlagen geben.
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