Der Sohn der Heroin-Oma muss in den Knast
Fünfeinhalb Jahre für Olaf K. (53), Nürnbergs „dienstältesten“ Junkie. Die Familie ist seit den 60er-Jahren einschlägig bekannt.
NÜRNBERG Seit zwei Wochen sitzt Drogen-Oma Christa K. (83) in U-Haft, weil sie pfundweise mit Heroin gedealt haben soll. Sie muss noch einige Zeit auf den Prozess warten. Dafür stand am Donnerstag ihr Sohn Olaf (53) vor dem Nürnberger Landgericht. Er kassierte für seinen schwunghaften Drogenhandel fünfeinhalb Jahre Knast.
Olaf K. ist wahrscheinlich der „dienstälteste“ Junkie der Stadt. Schon Mitte der 1960er Jahre fiel er den Behörden zum ersten Mal als Konsument auf. Es folgten unzählige Verhaftungen, Einweisungen in psychiatrische Kliniken, jahrelange Gefängnisaufenthalte. Seine Sucht wurde er dadurch nicht los.
Die Nachbarn wussten Bescheid
Im Wohnblock, wo Olaf zuletzt mit seiner Mutter wohnte, waren seine kriminellen Machenschaften ein offenes Geheimnis. „Ständig kamen irgendwelche finsteren Gestalten und verschwanden für kurze Zeit in der Wohnung. Uns war allen klar, dass es hier nur um Drogen gehen kann“, sagte eine Hausbewohnerin zur AZ. Ein anderer Nachbar berichtet davon, dass die Polizei mehrfach die Wohnung durchsucht hat.
Im Sommer letzten Jahres wurde Olaf K. festgenommen. Vor Gericht wurde ihm gestern der Handel von rund 300 Gramm Heroin nachgewiesen. Er muss nicht nur ins Gefängnis, sondern zum Entzug auch ein weiteres Mal in eine Klinik, entschieden die Richter.
Die Tochter starb an einer Überdosis
Was bei seiner Festnahme keiner ahnen konnte: Seine betagte Mutter, die gehbehindert und auf einen Rollstuhl angewiesen ist, führte die Geschäfte ihres Sohnes weiter. Den bisherigen Ermittlungen zufolge soll die Rentnerin Heroin in großen Mengen an Süchtige verkauft haben. Ihre Dealerei flog erst auf, als die Nürnberger Kripo einen Tipp aus Koblenz bekam. Dort war den Fahndern der Drogen-Lieferant der alten Dame ins Netz gegangen und hatte ausgepackt. Nach ihrer Festnahme erklärte sie: „Ich habe gedealt, um meine kleine Rente aufzubessern.“
Christa K. kam ins Gefängnis nach Frankfurt, weil es in Nürnberg keine Unterbringungsmöglichkeit für die Frau gibt. Der Haftbefehl des Amtsgerichts wurde mit einer möglichen Fluchtgefahr begründet. Im Gefängnis hat sie nun Zeit, über ihr Leben nachzudenken: Auch ihre Tochter starb vor fast 40 Jahren an einer Überdosis Heroin...
Helmut Reister
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