Der Siemens-Skandal: Kommt Schelsky wieder frei – weil seine Zelle zu klein ist?
8 Quadratmeter sind zu wenig zum Studium von 200 Akten für den anstehenden Prozess
NÜRNBERG Am 24. September soll es losgehen vor dem Nürnberger Landgericht mit dem Mammut-Verfahren um die AUB-Korruptions-Affäre. Der Hauptangeklagte Wilhelm Schelsky (58) sitzt seit 18 Monaten in U-Haft trotz mehrfacher Haftbeschwerden. Jetzt kämpft sein Verteidiger Jürgen Lubojanski darum, dass der AUB-Gewerkschaftsgründer spätestens ein paar Wochen vor Prozess-Beginn freigelassen wird, weil seine Zelle zu klein ist fürs Durcharbeiten des Aktenbergs.
Acht-Quadratmeter-Zelle ist angeblich zu klein
In 200 Leitz-Ordnern, so Lubojanski, sind die von den Ermittlern in zwei Jahren gesammelten Unterlagen und Zeugenaussagen niedergelegt. „Wie will er sich auf den Prozess vorbereiten“, so der Anwalt, „wenn er nicht die Möglichkeit hat, das alles durchzuarbeiten.“ Doch in der Acht-Quadratmeter Einzelzelle sei einfach kein Platz für den Aktenberg. „Und ein Laptop mit dem gespeicherten Material ist nicht erlaubt“, ärgert sich Lubojanski.
Im Prozess geht es um 30,3 Millionen Euro, die der damalige, mitangeklagte Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer (51) an Firmengeldern veruntreut und ab 2001 an Schelsky überwiesen haben soll zum Aufbau einer Unternehmens-freundlichen Gewerkschaft.
Schelsky trat als Sportmäzen auf, finanzierte die FCN-Handballdamen
Doch mit einigen Millionen Euro soll Schelsky sich auch als Sportmäzen hervorgetan haben. So finanzierte er die Spielergehälter des 1. FCN Damen-Handballteams, wie es in der 228-Seiten-Anklage steht. Deshalb sind unter den 100 Zeugen auch acht Spielerinnen. „Sie haben damals für AUB auf Trikots geworben“, weiß der Anwalt, „ heute will das keiner mehr wissen.“
Ein Rätsel ist auch, ob der vorläufig auf sieben Wochen terminierte Prozess bei so vielen Beteiligten auch Ende September beginnen kann. Doch Richter Richard Caspar drängt die Zeit: Ab Anfang 2009 soll er voraussichtlich das Schwurgericht übernehmen.
cis
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