Der Schwarz-"Ring" endet - 2026 mischt die KI mit

Audio von Carbonatix
Der Regisseur zeigt sich nur kurz vor dem Vorhang. Schwarzer Anzug, ein kurzes Winken. Dann ist Valentin Schwarz wieder weg. Buhrufe gibt es auch diesmal, doch ein regelrechtes Buhgewitter, wie es in den vergangenen Jahren oft auf das Regieteam des "Ring des Nibelungen" niedergeprasselt war, bleibt aus. Hat sich das Publikum der Bayreuther Festspiele etwa mit Schwarz' Deutung des vierteiligen Mammutwerks von Richard Wagner arrangiert? Oder lohnt die Aufregung nicht mehr, weil die Produktion am Ende dieser Saison ohnehin vom Spielplan verschwindet?
Bejubelt jedenfalls werden am Ende des "Ring"-Finales, also nach der Oper "Götterdämmerung", die musikalische Leiterin Simone Young, die nun im zweiten Jahr die Fäden im "Ring" zusammenhält, sowie die Sängerinnen und Sänger. Allen voran natürlich Klaus Florian Vogt, Bayreuths Publikumsliebling, als Siegfried, und Catherine Foster als Brünnhilde.
Trash - Gutrune und Gunther
Schwarz' Interpretation startete 2022 bei den Festspielen und hatte einen schweren Stand beim Publikum. Die Produktion wurde als "Netflix-Ring" bekannt, weil Schwarz die vierteilige Oper als eine Art Drama-Serie inszeniert und seine eher menschlichen als gottgleichen Figuren mit Hintergrund-Geschichten ausstattete.
Hier und da, so wirkt es, hat das Team auch im finalen Jahr noch einmal nachgeschärft. So scheinen die Gibichungen Gunther und Gutrune noch eine Spur trashiger, neureicher und affektierter zu sein. Gutrune stöckelt durchs Bühnenbild, Gunther hüpft aufgedreht und schmierig herum. Dass Siegfried zu Beginn in einem Spießbürgerleben gefangen ist und raus will, ist gut herausgearbeitet, inklusive der beigefarbenen Hose als Teil seiner Garderobe.
Bayreuths nächster "Ring" mit KI
Und wie geht es weiter? In Bayreuth folgt im kommenden Jahr, wenn 150 Jahre Festspiele gefeiert werden, schon ein neuer "Ring". Der hat keinen Regisseur, sondern eine Kuratierung durch Marcus Lobbes, Direktor der Akademie für Theater und Digitalität am Theater Dortmund. Denn: Künstliche Intelligenz (KI) soll als bildgebendes Verfahren zum Einsatz kommen und dabei auf Bilder der bisherigen Bayreuther "Ring"-Inszenierungen zurückgreifen.
Ob die KI auch ausgebuht wird? Oder Applaus abbekommt? Man weiß es nicht. Fest steht: Vogt ist wieder Siegfried, aber auch Siegmund und Loge. Die Brünnhilde singt Camilla Nylund. Am Pult steht dann Christian Thielemann. Der sagte dem Bayerischen Rundfunk: "Wir haben eine tolle Ringbesetzung zusammen und es ist schön, dass ich unten im Graben schalten und walten darf. Das Orchester sitzt so wie immer, ich sitze so wie immer und die Sänger sind eigentlich auch an anständigen Stellen postiert. Jetzt muss man sehen, dass das szenisch nicht langweilig wird."
Schwarz ist noch nicht fertig mit Wagner
Valentin Schwarz indes zieht es nach Weimar: Er ist Teil eines dreiköpfigen Teams, das von der kommenden Saison an die Intendanz des Deutschen Nationaltheaters (DNT) und der Staatskapelle Weimar übernehmen wird.
Sein Abschied vom Hügel bedeute keinen Abschied von der Auseinandersetzung mit dem Komponisten, sagte Schwarz im dpa-Interview. "Ich bin mit Wagner noch nicht fertig. In seinen Werken gibt es so viel zu entdecken und zu erleben", sagte er. "Diese großen Stoffe, die sind sicher nicht auserzählt. Die Lust, mich mit ihnen zu beschäftigen, die nehme ich mit nach Weimar."