Der Polizistenmörder - ein Wiederholungstäter?
Einer der beiden festgenommenen Männer soll vor 36 Jahren schon mal einen Beamten erschossen haben. Die Sonderkommission „Spickel” ist sich sicher, dass sie die Richtigen gefasst hat.
AUGSBURG - Der Mord an dem Augsburger Polizisten Mathias Vieth steht offenbar unmittelbar vor der Aufklärung: Ein Spezialkommando (SEK) der Polizei hat gestern in Augsburg zwei Verdächtige überwältigt: Ein Brüderpaar, 55 und 53 Jahre alt. Die Männer sitzen inzwischen im Polizeipräsidium in der Haftzelle.
Besonders brisant: Einer der beiden Männer, der 55-jährige Rudi R., hat nach Informationen der „Augsburger Allgemeinen” und des Bayerischen Rundfunks vor 36 Jahren schon einmal einen Polizisten erschossen – auf ganz ähnliche Art. Diese Parallele von damals führte die Ermittler jetzt offensichtlich zu den mutmaßlichen Tätern.
Lesen Sie hier die Einzelheiten zum Fall von 1975
Die Polizei hatte die beiden Männer bereits seit Tagen rund um die Uhr beschattet. Am Donnerstag gegen Mittag schlägt das schwer bewaffnete Kommando aus München zu – ein Mann wird in Friedberg festgenommen, der andere auf der Straße im Stadtteil Lechhausen. „Die beiden Männer leisteten keinen Widerstand”, erklärt Polizeisprecher Manfred Gottschalk. „Sie wurden von unserem Zugriff völlig überrascht”. Die mutmaßlichen Polizistenmörder wurden festgenommen und anschließend ins Präsidium in die Gögginger Straße zur Vernehmung gebracht. Die beiden schweigen bisher.
Nach AZ-Informationen gehören die tatverdächtigen Brüder zum Augsburger Kriminellen-Milieu. Sie sind offenbar keine Mitglieder der Russen-Mafia, wie anfangs vermutet wurde, sie sind beide in Deutschland geboren. Auch der Neonazi-Szene sollen sie nicht angehören.
Die Sonderkommission „Spickel” ist sich sicher, dass sie die Richtigen gefasst hat. Heute Nachmittag will sie auf einer Pressekonferenz Details bekannt geben – im Beisein von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und Justizministerin Beate Merk, was für eine ziemlich gute Beweislage spricht.
Genau zwei Monate lang hatte die Soko nach den Mördern ihres Kollegen Mathias Vieth gefahndet. Er war am 28. Oktober im Augsburger Siebentischwald erschossen worden.
Zuletzt hatte die Polizei 100000 Euro für Hinweise auf die Täter ausgesetzt. Doch weder die hohe Belohnung noch irgendwelche Hinweise aus der Sendung Aktenzeichen XY brachten den Durchbruch, heißt es aus Ermittlerkreisen.
Polizisten-Mord: Zugriff zur Mittags-Stunde
Die Fahnder stießen durch akribische Polizeiarbeit auf die Spur der Verdächtigen. Alle Akten wurden nach Auffälligkeiten abgesucht, mehrere Verdächtige überwacht. Es gab auch Festnahmen – darunter zwei Männer, die in einem Augsburger Baumarkt geprahlt hatten, jemandem in den Kopf geschossen zu haben. Es waren aber nur Wichtigtuer. Systematisch überprüfte die Polizei all diejenigen, denen sie so ein brutales Verbrechen zutrauten – und dabei offenbar auch den längst wieder freigelassenen Rudi R. und seine heimtückische Tat vom März 1975. So kamen sie ihm und seinem jüngeren Bruder auf die Spur.
Die Verdächtigen werden Freitag in der Früh dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Er entscheidet darüber, ob sie in Untersuchungshaft müssen.