Der Mittagsmörder wollte aus dem Knast!

Ein Regensburger Richter hätte Serienmörder Klaus G. (69) nach 45 Jahren beinahe freigelassen. Doch das OLG Nürnberg lehnte den Antrag jetzt ab
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Der „Mittagsmörder“ Klaus G. zeigte vor Gericht keinerlei Emotionen.
Hortig 3 Der „Mittagsmörder“ Klaus G. zeigte vor Gericht keinerlei Emotionen.
In der Allersberger Straße überfiel Klaus G. das Waffengeschäft Hannwacker – und tötete zwei Menschen.
Erich Zwick 3 In der Allersberger Straße überfiel Klaus G. das Waffengeschäft Hannwacker – und tötete zwei Menschen.
Emmeran Daucher (rechts vorne), Chef der Mordkommission, steht erschüttert vor zwei Opfern des „Mittagsmörders“.
Erich Zwick 3 Emmeran Daucher (rechts vorne), Chef der Mordkommission, steht erschüttert vor zwei Opfern des „Mittagsmörders“.

Ein Regensburger Richter hätte Serienmörder Klaus G. (69) nach 45 Jahren beinahe freigelassen. Doch das OLG Nürnberg lehnte den Antrag jetzt ab

NÜRNBERG/STRAUBING Länger als Klaus G. (69), der als „Mittagsmörder von Nürnberg“ zu trauriger Berühmtheit gelangte, sitzt in ganz Bayern keiner hinter Gittern! An diesem Zustand wird sich auch nach 45 Jahren nichts ändern. Das Oberlandesgericht (OLG) Nürnberg lehnte jetzt den Antrag des fünffachen Mörders auf Haftentlassung ab, weil er noch immer eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt.

Schon mehrfach hatte Klaus G. in den vergangenen Jahren versucht, sein Gefängnisdasein etwas angenehmer zu gestalten. Seine Anträge auf Gewährung von Urlaub oder Ausgang wurden aber stets abgelehnt. Diesmal war es anders. Klaus G. beantragte seine Haftentlassung auf Bewährung – und bekam von der Strafvollstreckungskammer des Regensburger Landgerichts tatsächlich grünes Licht!

Die Staatsanwaltschaft zog jedoch die Notbremse und legte – am Ende mit Erfolg – Beschwerde gegen die Entscheidung beim OLG ein.

Freigekommen wäre der „Mittagsmörder“ nach Angaben von Nürnbergs Justizsprecher Thomas Koch nur dann, wenn er die Richter hätte überzeugen können, künftig keine Straftaten mehr zu begehen. Doch es gelang ihm nicht. Koch: „Um diese Prognose fundiert treffen zu können, hat sich der Senat verschiedener Gutachten und Stellungnahmen renommierter Sachverständiger bedient. Er kam dabei zu der Überzeugung, dass bei dem Verurteilten das Risiko, dass er erneut ein schwerwiegendes Verbrechen begeht, noch zu groß ist.“

„Einen derart gefühllos wirkenden Menschen habe ich noch nie erlebt“,

Bis zu seiner Festnahme im Jahr 1965 hatte Klaus G. die ganze Region fünf Jahre lang in Angst und Schrecken versetzt. Im Polizeiverhör gestand er sieben Morde. Er wurde aber vom Schwurgericht aus prozesstaktischen Gründen „nur“ wegen fünf Tötungsdelikten belangt. Am Urteil, lebenslange Haft, änderte sich dadurch nichts.

Die erschreckende Kaltblütigkeit, die Klaus G. bei seinen Taten offenbarte, war frappierend. So erschoss er zwei Bankangestellte, um keine Zeugen zu hinterlassen. Die wehrlos am Boden liegenden Inhaber (Mutter und Sohn) eines Waffengeschäfts in der Allersberger Straße liquidierte er durch gezielte Kopfschüsse. Den Hausmeister von C&A, der ihn beim Diebstahl einer Geldbörse ertappt hatte, streckte er mit mehreren Schüssen nieder, um ihn an der Verfolgung zu hindern. „Einen derart gefühllos wirkenden Menschen habe ich noch nie erlebt“, sagte Emmeran Daucher, der inzwischen verstorbene, damalige Chef der Nürnberger Mordkommission.

Um ihn überführen zu können, hatte Daucher die bis dahin größte Fahndungsaktion in der Bundesrepublik gestartet. Rund 50.000 Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren wurden von der Kripo überprüft. Diesen gewaltigen Aufwand hätte man sich, wie sich erst später herausstellte, durchaus sparen können. Bereits die Spur mit der Nummer 809 lieferte einen Hinweis auf Klaus G. Doch die Akte, die den Serienmörder in Bedrängnis hätte bringen können, ging in den Bergen von Beweismaterial unter. „Ein Grund dafür“, gestand Daucher ein, „war die Tatsache, dass gleich drei Dienststellen parallel an dem Fall arbeiteten. Deshalb wurde die Akte ständig hin- und hergeschoben.“

Den zweifelhaften Titel „Mittagsmörder“ erwarb sich Klaus G. durch Zufall. Warum er immer in der Zeit zwischen 12 und 13 Uhr mordete, hatte einen ganz banalen Grund. „Ich bin nicht früher aus dem Bett gekommen“, diktierte der Mann, der einmal Pfarrer werden wollte, nach seiner Festnahme ins Vernehmungsprotokoll.

Helmut Reister

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.