Der Messermann ging nach der Tat zum Kegeln

Ex-Beamter (61) steht wegen versuchten Mordes zur Lustbefriedigung vor dem Schwurgericht.
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Schüchtern vor Gericht: Der Ex-Beamte Fritz F. aus der Nürnberger Nordstadt bestritt die Tötungsabsicht, wollte angeblich Geld.
bayernpress 2 Schüchtern vor Gericht: Der Ex-Beamte Fritz F. aus der Nürnberger Nordstadt bestritt die Tötungsabsicht, wollte angeblich Geld.
Er wollte mich töten: Die Prostituierte (39) zog erst kurz vorher in das Fürther Appartement, stammt aus Mosambik.
bayernpress 2 Er wollte mich töten: Die Prostituierte (39) zog erst kurz vorher in das Fürther Appartement, stammt aus Mosambik.

Ex-Beamter (61) steht wegen versuchten Mordes zur Lustbefriedigung vor dem Schwurgericht.

NÜRNBERG Er hat die Prostituierte Joy (39, Name geändert) mit einem Elektroschocker attackiert, sie geschlagen, getreten, gewürgt und gedrosselt, ausgepeitscht und auf sie eingestochen mit zwei Messern – ein wahrer Sex-Folterer.

„Ich wollte sie nicht töten, nur ruhigstellen“, behauptete der Nürnberger Pensionär Fritz F. (61), ehemals Metzger und dann Beamter am Vermessungsamt. „Ich hab’ dringend Geld gebraucht und dachte, ich könnte 500 Euro bei ihr holen.“ 200.000 Euro Schulden habe er, seitdem er von seiner ersten Frau ausgenommen worden sei, wie er schluchzend gestern am Nürnberger Schwurgericht vortrug.

Der Staatsanwalt sieht es anders: Er hat den zweifachen Vater, bislang unbescholtenen Bürger und Schiedsrichter-Obmann, wegen versuchten Mordes zur Befriedigung des Geschlechtstriebes angeklagt.

„Ach was, bei mir ist doch seit über zehn Jahren nichts mehr los mit Sex“, behauptete Fritz F., „weil ich zuckerkrank bin.“ Nur wegen seiner Arthrosen habe er sich ab und an in Nürnberg von einer „Pia“ massieren lassen, „mit anschließender Handentspannung“.

Tatsache ist: Mit einem Elektroschockgerät, zwei Messern und einem Meter Klebeband (auf einen Deoroller gewickelt) suchte der Rentner an einem Freitag im Februar 2008, den „Sonnenhof“ in Fürth auf.

„Er wollte mich töten, mit Sex hatte das wenig zu tun"

Er klingelte im 4. Stock bei der Afrikanerin Joy, sie war neu in der Absteige. Als „Peter“ stellte sich Fritz F. vor und hielt ihr gleich den Elektroschocker an den Hals. Die Frau versuchte ihn abzuwehren und wurde von ihm zu Boden geschlagen und getreten. „Er wollte mich töten“, sagte die Zeugin. „Mit Sex hatte das wenig zu tun.“ Auch wenn er ihr mit dem Messer BH, Corsage und Slip vom Leib schnitt. „Er hat mich angestarrt“, so Joy weiter, „ist auf meinen Kopf getreten und hat stumm mit einem Messer auf mich eingestochen, während er das zweite zwischen seinen Zähnen hielt.“ Sie wehrte sich in Todesangst und wurde zwischenzeitlich sogar kurz ohnmächtig.

„Ich war perplex, weil sie sich so gewehrt hat“, gestand der Angeklagte. „Ich hab’s einfach nicht geschafft, sie ruhigzustellen.“ Eine Stunde lang quälte er sein Opfer in einer wahren Gewalt-Orgie. Dass sie ihm Geld anbot, habe er nicht registriert.

Wie im Schlachthaus sah die Wohnung laut Polizeiprotokoll aus: alle Möbel umgefallen, alles voller Blut. Mit dem abgerissenen TV-Kabel versuchte Fritz F., Joy zu erdrosseln, damit peitschte er sie aus, wenn sie schrie.

Mit letzter Kraft und etwas Glück schaffte sie es auf den Balkon hinaus, wo sie um Hilfe schrie - Fritz F. floh. Im verspiegelten Aufzug richtete er sich die Haare – die Überwachungskamera hielt es fest.

Mit diesem Bild fand die Polizei den „Messermann“. Der fuhr damals heim, zog sich um, holte mit dem Traktor Holz aus dem Wald und ging am Abend zum Kegeln. Am nächsten Tag war das Foto aus dem Aufzug als Tätersuchbild in der Zeitung. „Das bist doch du!“, rief seine Mutter.

Gestern entschuldigte sich Fritz F. bei Joy, der er 10.000 Euro Schmerzensgeld zahlte. Sie lag eine Woche im Krankenhaus, hat am ganzen Körper Narben von den Stichen und verlor eine Fingerkuppe.

Seine zweite Ehefrau verweigerte die Aussage, verfolgte allerdings den Prozess zusammen mit Nachbarn und Kollegen ihres Mannes. „Der hat doch damals noch 20 Minuten vor der Tat neben mir sein Lottogeld eingezahlt“, erinnerte sich ein Zuhörer kopfschüttelnd. Der Prozess geht am 1. April weiter.

C. Schamel

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