Der Gleichgesinnungsgenosse

„Katzenpissepistole“ statt Kasperlepritsche: Funny van Dannen in Erlangen
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Zu Gast im E-Werk: Funny van Dannen.
Sven Hagolani Zu Gast im E-Werk: Funny van Dannen.

ERLANGEN - „Katzenpissepistole“ statt Kasperlepritsche: Funny van Dannen in Erlangen

Das Haupthaar auf der Vordenkerstirn weicht inzwischen bedenklich, aber der Humorwuchs ist weiterhin kräftig: Franz-Josef Hagmanns-Dajka, der als Funny van Dannen sein Wesen schon im Künstlervornamen trägt, weicht weiterhin Wut in Belustigung auf und bleibt als Troubadour mit Kampf-Klampfe und Vibrato-Überschuss ein Seismograph mit Feingefühl zwischen Nonsens und Nonkonformismus. Im Erlanger E-Werk, wo die Berliner Skurril-Ikone die Zusammenhänge zwischen hoher Intelligenz und höchster Selbstmordrate in der Siemens-Stadt gleich zu Beginn untersuchte, bekam der Boden der Tatsachen wieder schelmische Risse.

„Wir werden den Abend schon irgendwie rumkriegen“, singt er anfangs und verweist als „Grooveman mit drei O“ spöttisch darauf, dass „Instrumentalmusik sowieso das Beste“ ist. Statt mit der Kasperlepritsche pirscht er sich mit der „Katzenpissepistole“ an die Figuren unserer seelenlosen Schmarotzergesellschaft, bekennt, dass er keine Liebesbeziehung zum Kapitalismus aufbauen kann, und gesteht laufende Arbeitsplatzvernichtung, weil er weder krank ist noch ein Auto besitzt.

Unsingbares wird Passend gemacht

„Künstler dürfen das“, sagt der Sänger, der gerne „saugefährlich klingen würde“ und die sanfte Tour wählt. Eine Positionslichtgestalt der Gegenöffentlichkeit, die Katastrophen mit dem Lachsack abfedert, wenn er in „Saharasand“ (Titel der neuen CD) abwägt zwischen „Saharasand“ als Vorboten des Klimawandel und rassistischen Polizisten.

Unsingbares wird Passend gemacht: „Scheiß-Jugendstil“ und „Humankapital“. Ein Lied mit tausend Themen. Funny van Dannen blättert im Vorlagenbuch zwischen alten Reißern („Herzscheiße“, „Nebelmaschine“) und Nagelneuem. Solidarisiert sich mit den streikenden Studenten („Sag mir. wer die Menschen bildet und wer bildet die Herzen“) und lässt als Berufswunsch Nonne folgen, weil das „Kopftuchmädchen“ sind. Da ist man schon mittendrin im Zugabenbündel. Bestätigungsjubel für den Gleichgesinnungsgenossen. Andreas Radlmaier

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