Der Eis-Gipfel: Tieger mit »Biss und Aggressivität«

NÜRNBERG - Was haben Nürnberg und Berlin gemeinsam? Richtig: Die zwei berühmtesten Eisbären-Kinder der Republik. Doch am Dienstag (19.30 Uhr, Arena Nürnberger Versicherung) spielen der Preußen-Knut und die Franken-Flocke nicht mal Nebenrollen.
Auch wenn die Hauptdarsteller beim Gipfel der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ebenfalls tierischer Natur sind. Die Nürnberg Ice Tigers (107 Punkte) und die (großen) Eisbären aus Berlin (104) raufen Platz eins in der DEL-Hitparade aus. Wer dieses Endspiel gewinnt, sagt Nürnbergs Sportdirektor Otto Sykora, „der wird auch Erster.“
Was in doppelter Hinsicht äußerst erstrebenswert ist. Erstens aus psychologischen Gründen im Hinblick auf die am 18. März beginnenden Playoffs. Sykora: „Man weiß ja nicht, wann man sich wieder trifft. Vielleicht im Finale, vielleicht auch schon früher.“ Zweitens kämpft der DEL-Primus gegen die besten Vorrundenteams aus der Schweiz und der Slowakei um einen Startplatz in der neuen Champions League. Sykora: „Das Erreichen der Endrunde kann einen großen Kick für die nächsten Jahre geben – und ist zudem finanziell sehr lukrativ.“
Das alles mag den Cracks aus Nürnberg und Berlin wohl schon am Sonntag durch den Kopf gegangen sein, denn beide setzten ihre Generalproben für „das wichtigste Spiel in der bisherigen Saison“ (Sykora) in den Sand: Die Noris-Cracks versemmelten am Sonntag ihre glanzvolle Serie von 14 Heimspielen in Folge mit einem 4:6 gegen Hamburg, Berlin patzte zeitgleich in Wolfsburg (1:2).
Das war ein Weckruf
„Da haben beide Mannschaften schon an das Dienstag-Spiel gedacht“, ist sich Sykora sicher. „Wir haben Hamburg nicht den nötigen Respekt gezollt. Aber das war ein Weckruf. Gegen Berlin werden wir eine ganz andere Tiger-Truppe sehen. Da werden wir viel aggressiver und bissiger zu Werke gehen. Da wissen alle Bescheid, was Sache ist. Also, ich freu’ mich auf die Partie, denn in großen Spielen haben wir bisher immer unsere beste Leistung abgerufen.“ Das wissen auch die Tigers-Fans. „Deutlich mehr als 6000 Zuschauer“ werden heute für eine dem Anlass entsprechende Kulisse sorgen, wenn „die besten Mannschaften der Liga“ aufeinander treffen, die „beide sehr attraktives Eishockey spielen“ (Sykora).
Nürnbergs Trainer Benoit Laporte bat nach dem „katastrophalen Mitteldrittel“ gestern zu einer ausgiebigen Videoanalyse des Hamburg-Spiels. „An einschlägigem Material hat’s ja nicht gefehlt“, sagt Sykora.
Ausgesprochen dicke Luft herrschte wegen der Wolfsburg-Pleite beim frischgebackenen Pokalsieger Berlin. Trainer Don Jackson ließ einige seiner Stars im letzten Drittel gar nicht mehr aufs Eis: „Sie haben die Pause bekommen, die sie verdient haben“, grollte der Amerikaner. Was offenbar gefruchtet hat. Denn Eisbären-Stürmer Nathan Robinson sprach Klartext: „Wir wollen unbedingt Erster werden.“ Und die Tiger bleiben.
Gerhard Schmid