Der Baum-Killer wehrt sich
Kahlschlag-Skandal am Wöhrder See: Im Rathaus weist der Behörden-Chef die Schuld zurück
NÜRNBERG Ins Kreuzfeuer der Kritik geriet Josef Keckl, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes in den letzten Wochen, seit seine Behörde am Nordufer des Wöhrder Sees einen regelrechten Baumkahlschlag durchgeführt hatte. Endlich „Licht ins Dunkel“ bringen wollte Keckl am Mittwoch im Umweltausschuss des Stadtrats. Der Behördenleiter bleibt dabei: „Wir haben alle Maßnahmen rechtlich, ökologisch und in ausreichender Abstimmung mit der Stadt Nürnberg und den zuständigen Umweltbehörden durchgeführt.“
Die Grünen hatten am Vortag einen Baumgutachter zu Rate gezogen, der ganz anderer Meinung war: „Aus dem Naherholungsgebiet ist grundlos eine Mondlandschaft gemacht worden“, so der Experte.
"Wer zoold, schaffd oo"
Diese Vorwürfe sind Keckls Ansicht nach haltlos. „Wir betreiben Gewässerpflege und müssen bei unserer Arbeit einen größeren Maßstab als nur die Baumpflege anlegen.“ Die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten zu bewahren als auch die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, das seien seine Aufgaben. Dass es zu Unstimmigkeiten gekommen ist, musste er aber zugeben. Die Stadt sei nicht über alle Details informiert worden. „Ein Missverständnis“, so Keckl. Künftig soll deshalb ein intensiverer Austausch zwischen dem staatlichen Wasserwirtschaftsamt und den Nürnberger Behörden stattfinden.
All das tröstet die Bürger natürlich wenig. Ihr beliebtes Naherholungsgebiet bleibt verschandelt. Denn das Wasserwirtschaftsamt wird dort keinesfalls Schönheitsreparaturen nachholen.
Einig waren sich die Stadträte, dass Landschaftspflege künftig sanfter und ästhetischer durchgeführt werden muss. Aber wie? Bei dieser Frage blickte man in ratlose Gesichter. Nur CSU-Stadtrat Michael Brückner hatte dazu eine eindeutige Meinung: „Wer zoold, schaffd oo.“mp
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