Den Balkan bei den Hörnern packen

Die Roma-Kapelle Mahala Rai Banda triumphierte beimKonzert in Erlangen.
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Klangbild mit Dame: Florentina Sandu und Mahala Rai Banda.
Matthias Hertlein Klangbild mit Dame: Florentina Sandu und Mahala Rai Banda.

Die Roma-Kapelle Mahala Rai Banda triumphierte beimKonzert in Erlangen.

Sie packen den Balkan regelrecht bei den Hörnern, die blasstarken Musiker, die sich selber politisch völlig unkorrekt als „Zigeuner“ bezeichnen und aus Rand-Ghettos von Bukarest kommen. An diesem Abend noch mehr, wo Mahala Rai Banda, die neueste Dampfkapelle aus der unendlichen Weltmusik-Wundertüte, Folk-Feinheiten mit Cymbal und Geige gerne ausblenden zugunsten eines mitreißenden Tanz-Temperaments. Widerstand war zwecklos im Erlanger E-Werk, wo die Rumänen in Fußballmannschaftsstärke (11 Männer und die Sängerin Florentina Sandu, die mit dem Handgelenk Erotik beschwört und mit dem Stimmband wackelnde Gemütslagen) beim Erstbesuch in Franken bejubelt wurden.

Vor allem nach der Tanzpause war das völlig verdient. Da drehte „die edle Band aus den Ghettos“ den Weltempfänger Partysan Bukarest voll auf. Ein Geldschein landet anerkennend im Hemd des Trompeters, Leitwolf Ionita Aurel lässt teufelsgeigerisch sein Instrument zwitschern, fingerschnippend machen die Herren Pfauen-Tänze vor, und dazwischen reiten die Hörner halsbrecherische Attacken.

Zwischen osmanischer Militärkapelle und schwingendem Cotton Club, „La vie en Rose“-Zitat und russischem „Säbeltanz“, breitbeinigem Balkan-Reggae mit Reverenz an den Klassiker „Porque te vas“ und Bosporus-Disco entwickelt sich ein spezieller Roma-Soul, der immer auch die Sägespan-Romantik aus der Zirkusmanege aufsteigen lässt. Das Flippern auf den Ventilen der Trompeten gibt den Highspeed-Impuls für unangestrengte Energie-Schübe vor. „Red Bull“ singen sie oben, unten riecht es danach. „Ding Deng Dong“ verschränkt artistisch Second-Line-Drive mit Lebenslusttaumel, bei „Zuki Zuki“, einer ausgelassenen Turbo-Polka, nimmt das Konzert endgültig Anlauf ins große Japsen. Der große Jubel ist nur konsequent. Andreas Radlmaier

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