Dealer vor Gericht: Protokoll eines verpfuschten Lebens

Norbert E. (55) belieferte über viele Jahren hinweg die Nürnberger Rauschgiftszene mit hartem Stoff.
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Schon wieder vor Gericht: Drogen-Dealer Norbert E. (55) mit seinem Verteidiger Jürgen Lubojanski.
B. Meyer Schon wieder vor Gericht: Drogen-Dealer Norbert E. (55) mit seinem Verteidiger Jürgen Lubojanski.

Norbert E. (55) belieferte über viele Jahren hinweg die Nürnberger Rauschgiftszene mit hartem Stoff.

NÜRNBERG Sein einziger Beruf: Rauschgifthändler...

Der Vater von Norbert E., ein angesehener Nürnberger Kaufmann, hätte sich die Karriere seines Sohnes sicher ganz anders vorgestellt. Doch Norbert führt seit seiner Jugend ein verpfuschtes Leben zwischen Drogenrausch und Knast. Seit gestern steht der mehrfach vorbestrafte 55-Jährige erneut vor Gericht.

Richterin Barbara Richter-Zeininger wuchtete erst einmal einen riesigen Aktenberg auf die Seite, um einen Blick auf den Angeklagten werfen zu können. In den sich auftürmenden Papieren ist das kriminelle Leben des Dealers festgehalten. Sie belegen, dass der Nürnberger Justiz ein richtig dicker Fisch ins Netz gegangen ist: Norbert E. hat im großen Stil mit Heroin, Kokain und Haschisch gehandelt.

Der Nürnberger Justiz ging ein richtig dicker Fisch ins Netz

Äußerlich wirkt der schlanke und graumelierte Drogenhändler ausgesprochen ordentlich. In seinem dunkelblauen Anzug und der Brille auf der Nase sieht er wie ein Dorfpfarrer aus. Doch seine fahrigen Bewegungen und das mitunter hilflos wirkende Kramen nach Erinnerungsfetzen lassen schnell erkennen, was er außer einem Dealer noch ist: selbst sein bester Kunde. Norbert E. ist schwer heroinabhängig.

Jürgen Lubojanski, sein Anwalt, hat mit der Staatsanwältin Gisela Rosinski und der Richterin vor Prozessbeginn eine Abmachung getroffen, um das Verfahren zu vereinfachen. Norbert E. wurde zugesichert, dass er nicht mehr als elf Jahre und neun Monate Haft erhält – wenn er ein umfassendes Geständnis ablegt.

Doch das ist nicht das eigentliche Problem für den notorischen Dealer. Die Staatsanwaltschaft will ihn nämlich in Sicherungsverwahrung stecken. Eine Strafe, deren Ende nicht absehbar ist. Jürgen Lubojanski hält das für ein Unding. Zur AZ sagte er: „Das wäre ein monströses Urteil gegen einen, der sich nicht gegen seine Sucht wehren kann. Mein Mandant hat nur gedealt, um seinen Eigenbedarf zu decken.“

Die Akten erzählen eine andere Geschichte. Kiloweise verkaufte Norbert E. harte Drogen wie Heroin und Kokain. Jahrelang saß er dafür bereits hinter Gittern. Doch er zog daraus keine Lehren. Auch diesmal geht es um beträchtliche Rauschgiftmengen, die durch seine Hände gingen. Rund zwei Kilogramm Heroin, Kokain und Haschisch hat Staatsanwältin Rosinski zusammengerechnet. Lukrativ muss die Dealerei auf jeden Fall gewesen sein. Als Norbert E. verhaftet wurde, stellte die Polizei in seiner Wohnung fast 60000 Euro Bargeld sicher. Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Süchtige auch mit Nürnbergs ältester Heroin-Dealerin, einer 81 Jahre alten Rollstuhlfahrerin, in geschäftlicher Verbindung stand.

Das Urteil wird nächsten Mittwoch erwartet. mp

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