Das Schwitzen beim Zithern
NÜRNBERG - Jeremias Schwarzer bringt beim "Musica Franconia"-Konzert "Der ferne Spiegel" Musik aus Japan udn Europa zusammen
„Am 12.11.1999 starb mein Tamagotchi eines unnatürlichen Todes" steht auf dem Blatt, das Jeremias Schwarzer für einige Sekunden hochhält. Dann schnaubt und singt und bläst er wieder in seine Blockflöten, während Ryuko Mizutani und Makiko Goto, die mit einer traditionellen japanischen Melodie begonnen hatten, zunehmend schräg auf ihren Kotos zupfen. Plötzlich nimmt eine von ihnen einen Fotoapparat und blitzt ins Publikum. Wer bei der Uraufführung von Moritz Eggerts „Souvenir de Japon" auf Satire tippt, liegt richtig. Es ist ein gelungener musikalischer Spaß über Japanklischees mit CD-Einspielungen, Spielzeuggeräuschen und einer Teekanne.
Im „Musica Franconia"-Konzert „Der ferne Spiegel - Alte und Neue Musik aus Japan und Europa" im Fürther Logensaal war die Neue Musik klar im Vorteil. Neben dem Eggert-Stück konnte vor allem Tadao Sawai punkten, der mit seinem hochvirtuosen, rhythmisch packenden Stück „Hyakkafu" (Blumen) von 1983 die flinken Koto-Spielerinnen an ihren Wölbbrett-Zithern ins Schwitzen brachte.
Kurios die Idee, ein Koto-Stück aus dem 13. Jahrhundert mit der Blockflöte und Johann Philipp Kriegers Menuett auf der Koto vorzutragen; missglückt der Versuch, Bachs a-moll-Partita für Flöte solo mit buddhistischer Phrasierung nahe zu kommen. Mit seinen lockeren Moderationen aber steuerte Schwarzer den Abend sicher in unterhaltsam-pädagogische Gefilde. GK
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